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Die Abstammung

Legende um Hitler

Seit Jahrzehnten kursieren Gerüchte und Behauptungen über Adolf HITLERS angeblich jüdische Abstammung. Der in der Weimarer Republik einflußreiche jüdische Historiker und Sozialdemokrat Konrad HEIDEN behauptete 1936, daß es sogar »erwiesenermaßen viele jüdische HITLERS« gebe. Er zog eine Linie ins böhmische Polna, wo, ähnlich wie im niederösterreichischen Waldviertel, bei der Namensform HITLER ein Sammelsurium verschiedener Klänge und Schreibweisen festzustellen gewesen sei (zum Beispiel HIEDLER, HÜTTLER oder HÜTLER). So gebe es auf dem jüdischen Friedhof in Polna Grabsteine mit dem Namen HÜTTLER und auf der jüdischen Abteilung des Zentralfriedhofs in Wien solche mit Namen HITLER.[1]

Dreh- und Angelpunkt bei den Spekulationen über eine jüdische Abstammung Adolf HITLERS ist dessen Großmutter väterlicherseits, Anna Maria SCHICKELGRUBER, die eine Affäre mit ihrem jüdischen Dienstherrn FRANKENBERGER gehabt haben soll. Aus jener geschlechtlichen Verbindung sei der Vater des Führers, Alois HITLER, entsprungen. Damit sei Adolf HITLER, gemessen an den Nürnberger Gesetzen, selbst >Vierteljude< und somit nicht >deutschblütig< gewesen.

Eine andere Theorie besagt, daß HITLER, ebenfalls über seine Großmutter, mit dem ROTHSCHILD-Clan verwandt sei: Auf Weisung von US-Präsident Franklin D. ROOSEVELT erstellte der amerikanische Geheimdienst >Office of Strategic Services< (OSS ) 1941 einen fast 300 Seiten starken Bericht über HITLERS Abstammung. In diesem wurden die Ergebnisse einer älteren, bereits von dem austrofaschistischen Bundeskanzler Engelbert DOLLFUSS in Auftrag gegebenen Untersuchung aufgegriffen. Danach soll HITLERS Großmutter Anna Maria im Wiener Haushalt des Barons VON ROTHSCHILD gearbeitet haben und von einem Mitglied aus dessen Familie geschwängert geworden sein, woraufhin die ROTHSCHILDS sie in ihre Heimat zurückgeschickt hätten. Aus diesen Mutmaßungen — nichts anderes sind sie, denn dafür, daß Anna Maria SCHICKELGRUBER jemals bei den ROTHSCHILDS in Wien bedienstet gewesen wäre, liegen keinerlei Beweise vor — wurde die Schlußfolgerung gezogen, daß Adolf HITLER zu einem Viertel Jude gewesen sein könne.

Überhaupt waren die Alliierten damit bemüht, die Autorität Adolf HITLERS bei der deutschen militärischen Führung zu unterminieren. Erst vor wenigen Jahren wurde bekannt, daß eine nachrichtendienstliche Spezialeinheit des britischen Geheimdienstes namens >Special Operations Executive< (auf deutsch etwa >Durchführung besonderer Unternehmungen<), welche auf Sabotage hinter den feindlichen Linien spezialisiert war, auch auf Adolf HITLER angesetzt worden war. Diese Einheit fälschte einen Reisepaß HITLERS schier perfekt, welcher ihn als Juden auswies, der berechtigt war, sich in Palästina niederzulassen. Das hierzu benötigte — eben-falls gefälschte — Visum lieferten die Spezialisten gleich mit.[2]

Als Quellen für die These von HITLERS angeblich jüdischer Abstammung werden gewöhnlich zwei Publikationen aus den sechziger und siebziger Jahren genannt: Dietrich BRONDER, Bevor Hitler kam — nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Buch von Rudolf VON SEBOTTENDORF aus dem Jahre 1933 — und Hennecke KARDEL, Adolf Hitler — Begründer Israels. Beide Autoren stützen ihre Aussagen — sofern sie sich überhaupt die Mühe machen, Quellenangaben zu nennen — auf die Memoiren von Hans FRANK, dem ehemaligen Generalgouverneur in Polen, welche er in alliierter Gefangenschaft kurz vor seiner Hinrichtung in Nürnberg 1946 verfaßt hatte. FRANK stellte die Behauptung auf, Hausherr und Arbeitgeber der Anna Maria SCHICKELGRUBER sei ein jüdischer Kaufmann namens FRANKENBERGER in Graz gewesen. Auf dubiose Weise behauptete FRANK, HITLER sei sich über das Arbeitsverhältnis seiner Großmutter bei einem Juden bewußt gewesen, gleichzeitig hob er aber auch hervor, daß dieser Jude nicht HITLERS Großvater gewesen sei: »Adolf HITLER selbst wußte, daß sein Vater nicht von dem geschlechtlichen Verkehr der SCHiCKELGRUBER mit dem Grazer Juden herstammte. Er wußte es von seines Vaters und der Großmutter Erzählungen« — was kurios ist, da Adolf HITLER 1889 geboren wurde, zu einem Zeitpunkt, als seine Großmutter bereits mehr als vier Jahrzehnte verstorben war. Beide hatten sich folglich nie gekannt, geschweige denn konnten sie je miteinander gesprochen haben. Nachdem Hans FRANK zudem noch festgestellt hatte, daß »Adolf HITLER bestimmt kein Judenblut in den Adern« gehabt habe, schloß er nur sechs Zeilen weiter die Bemerkung an: »Ich muß also sagen, daß es nicht vollkommen ausgeschlossen ist, daß der Vater HITLERS demnach ein Halbjude war, aus der außerehelichen Beziehung der SCHICKELGRUBER zu dem Grazer Juden entsprungen.«[3]

HITLERS gefälschtes Visum.

Es ist einmal mehr Werner MASER zu verdanken, sämtliche Spekulationen dieser Art widerlegt zu haben. MASER, der als der beste Kenner von HITLERS Lebensgeschichte gilt, bezeichnete FRANKS Erzählung über HITLERS Abstammung als »frei erfundene Legende«.[4] Denn wenn die Anga-ben Hans FRANKS zuträfen, müßte »ein Jude namens FRANKENBERGER 1836 in Graz gelebt haben«. Ferner müßte nachgewiesen werden, daß »HITLERS Großmutter Maria Anna SCHICKLGRUBER 1836 in Graz ange-stellt war. Alles das kann nicht bewiesen werden. Und bewiesen werden kann auch nicht, daß es im 19. Jahrhundert deutsche Juden mit dem Namen FRANKENBERGER gegeben hat. Gerhard KESSLER fand 1935 (un-ter Berücksichtigung aller Abwandlungen im Laufe des 19. Jahrhunderts) nicht einen einzigen Träger des Namens FRANKENBERGER«.[5] In seiner Ab-handlung Familiennamen der Juden in Deutschland erwähnte KESSLER, daß es in Graz zwar Leute mit dem Namen FRANKENBERGER gegeben habe, je-doch kam der nachweisbare Grazer FRANKENBERGER als Vater Alois SCHICKLGRUBERS nicht in Frage, da weder deren Religionsbekenntnis noch das Alter zutreffend war.[6]

Dieser Umstand ist in sich schlüssig: »In Graz gab es seit dem Ende des 15. Jahrhundert bis ein Jahrzehnt nach dem Tode Maria Anna SCHICKLGRUBERS keinen einzigen ansässigen Juden.«[7] Der Grund war eine kaiser-liche Verfügung, die es Juden verbot, sich dort niederzulassen. Da in Graz kein Jude namens FRANKENBERGER gewohnt hat, kann Hm FRS Groß-mutter nicht bei einem Juden namens FRANKENBERGER in Diensten gestanden haben und von ihm geschwängert worden sein. Ferner entspricht noch nicht einmal die Behauptung FRANKS, HITLERS Großmutter sei in Graz als Hausmädchen beschäftigt gewesen, der Wahrheit: Anna Maria SCHICKELGRUBER ist weder im Grazer Dienstbotenbuch noch im Bürger-buch registriert. Hinzu kommt ein weiterer sachdienlicher Punkt: Frau SCHICKLGRUBER hatte zu dem hier in Rede stehenden Zeitpunkt Anspruch auf Zahlun-gen aus einer Erbschaft. Diese Zahlungen wurden bis zur 1837 in Strones erfolgten Geburt ihres Kindes nach Strones, und nicht nach Graz überwiesen. In den Unterlagen der Waisenkasse für 1836 und 1837 sind keine Änderungen verzeichnet, die auf einen anderen Wohnsitz schließen lassen würden. Da sie zudem Untertanin der Hochgräflichen Herrschaft Ottenstein, also ihres zuständigen Regierungsbezirks im Waldviertel war, konnte sie sich nicht einfach auf eine etwa 280 km lange Wanderschaft von Strones nach Graz begeben, um sich womöglich mit einem Mann zu treffen.[8]

Damit sind die Behauptungen Hans FRANKS widerlegt. Publizisten wie BRONDER und KARDEL haben sie unkritisch und ungeprüft in ihre Bücher übernommen und als Tatsachen dargestellt, wobei vor allem Letzterer seiner eigenen Phantasie freien Lauf ließ. So sei kurz vor der Abreise Adolf HITLERS nach Wien 1907 die Mutter ans Bett ihres Jungen getreten und habe ihm ihre Hand auf seinen Arm gelegt und gesagt, daß die »Mutter vom Vater« schwanger geworden sei, »über vierzig Johr war sie alt damals. Sie war in Stellung beim FRANKENBERGER in Graz, einem Juden, der aus Ungarn kommen ist«.[9] Verfügte KARDEL über einen geradezu allgegenwärtigen Zeugen, der in der Lage gewesen war, das Zimmer des damals 18jährigen HITLER zu betreten, während dieser im Bett lag und vertraulich mit seiner Mutter sprach? Offenbar nicht, denn es wird für dieses >Gespräch< keine Quelle genannt, was nachvollziehbar ist, da diese Unterhaltung nie stattgefunden hat, sondern, wie die meisten Behauptungen KARDELS, ein Produkt seiner überschäumenden Phantasie ist. Ein Jude FRANKENBERGER scheidet, wie oben dokumentiert, also mit Sicherheit als Vater des Alois SCHICKLGRUBER (ohne »e«) aus.

Fest steht des weiteren: Anna Maria SCHICKELGRUBER (mit »e«), 1796 in Strones geboren und am 7. Januar 1847 in Klein-Motten verstorben, wurde im Pfarrort Döllersheim begraben. Am 7. Juni 1837 gebar sie in Strones einen unehelichen Sohn namens Alois, der noch am selben Tag in Döllersheim getauft wurde. Fünf Jahre später heiratete sie den Müllergesellen Johann Georg HIEDLER, der 1792 geboren war und bis 1857 lebte. Dieser legitimierte jedoch den vorehelichen Sohn seiner Frau zu Lebzeiten nicht. Alois verbrachte seine Kindheit und Jugend auch nicht im Haushalt der Mutter, sondern auf dem Bauernhof des Johann Nepomuk HIEDLER, eines Bruders seines Stiefvaters, in Spital bei Weitra. Erst 19 Jahre nach dem Tod des Johann Georg HIEDLER, am 6. Juni 1876, erschien Alois‘ Ziehvater Johann Nepomuk HIEDLER mit drei Zeugen, Bauern aus Spital, beim Notar Joseph PENKER in Weitra und gab die Erklärung ab, daß der damals 39jährige Alois SCHICKELGRUBER der Sohn seines verstorbenen Bruders Johann Georg HIEDLER sei, was der Notar beglaubigte. Am folgenden Tag kamen die vier Männer zu Pfarrer Joseph ZAHNSCHIRM nach Döllersheim, der den Namen SCHICKELGRUBER im Taufbuch durchstrich und durch »HITLER« ersetzte. Diese Schreibweise findet sich auch im Protokoll des Notars in Weitra. Weiters füllte er die bis dahin leere Rubrik »Vater« mit »Georg HITLER« aus. Unmittelbar da-ach ließ Alois SCHICKELGRUBER seinen Nachnamen in »HITLER« ändern. Auf der offiziellen Netzseite für Döllersheim ist nachzulesen, daß an diese Vorgangsweise später verschiedene Theorien geknüpft wurden:

»Eine der Theorien über HITLERS Abstammung bzw. über die Errichtung des Truppenübungsplatzes im Waldviertel basierte auf der Annahme, daß Adolf HITLER Vierteljude gewesen sei und die Spuren seiner Herkunft habe verwischen wollen. Dem wurde und wird entgegengehalten, daß die jüdische Abstammung reine Hypothese sei und in diesem Falle die Taufmatriken sicher nicht erhalten geblieben wären.«[10]

Dem Genealogen Ralf G. JAHN ist es gelungen, den Stammbaum Adolf HITLERS bis ins Jahr 1571 fortzuschreiben und den Lebensweg von 641 Verwandten nachzuzeichnen, darunter auch den von Anna Maria SCHICKELGRUBER. Seine fachkundlichen Recherchen stützen die These, sie habe eine Beziehung mit einem Juden gehabt, aus welcher HITLERS Vater hervorgegangen sei, nicht.[11] JAHN hebt hervor, daß es erwiesen sei, daß HITLER überhaupt keine jüdischen Vorfahren hatte.[12]

Unabhängig von dieser Beweisführung gelang es 2008 dem flämischen Journalist Jean-Paul MULDERS wissenschaftlich zu beweisen, daß Adolf HITLERS angeblich jüdische Abstammung ins Reich der Legenden gehört. Zweifelsfrei belegte er mit Hilfe einer von ihm ermöglichten und in Auftrag gegebenen DNS-Analyse, daß in Adolf HITLERS Adern kein jüdisches Blut floß.[13]

Im Zusammenhang mit dem Beitrag über Jean-Paui. MULDERS‘ Untersuchungsergeb-nisse brachte Het Laatste Nieuws dieses Foto von Adolf HITLER.

Mutmaßungen wie: »Aufgrund des derzeitigen Standes der Ahnenforschung liegt es im Bereich des Möglichen, daß HITLER den von seinen Reichsbürgern verlangten >Ariernachweis< selbst nicht hätte erbringen können«[14] entbehren jeder sachlichen Beurteilung und historischen Tatsache. Adolf HITLER war der Sprößling zweier deutscher  Sippen. Er entstammt sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits überwiegend aus bäuerlichen Verhältnissen in Niederösterreich. Juden sind in seiner Ahnenreihe nicht nachzuweisen.

Claus Nordbruch


[1] Vgl. Konrad HEIDEN, Adolf Hitler. Eine Biographie, Bd. I, Zürich 1936, S. 15.

[2] David WALKER, »Hitler’s >Jewish passport«, in: The Guardian, 8. 2. 2002.

[3] Hans FRANK, Im Angesicht des Galgens. Deutung Hitlers und seiner Zeit auf Grund eigener Erlebnisse und Erkenntnisse. Geschrie-ben im Nürnberger Justizgefängnis, München-Gräfeling 1953, S. 330 f.

[4] Werner MASER, Fälschung, Dichtung und Wahrheit über Hitler und Stalin, Olzog, München [2004], S. 52.

[5] Werner Maser, Adolf Hitler. Legende, Mythos, Wirklichkeit, Bechtle, München—Esslingen 1972 S. 25.

[6] Ebenda, S. 26.

[7] Ebenda, S. 27.

[8] Ebenda, S. 28.

[9] Hennecke KAR-DEL, Adolf Hitler —Begründer Israels, Genf 1974, S. 26.

[10] http://www.doellersheim.at/doellersheim/Das_Buch/Dollersheim/ dollersheim.HTM

[11] Bettina SEIPP, »Keine Kinder für die Familie Hitler«, in: Die Welt, 23. 1. 2007.

[12] »Ich bin der Sherlock Holmes der Genealogie«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. 8. 2007, S. 38.

[13] »Hitler had geen joods bloed en geen Franse zoon«, in: Het Laatste Nieuws, 24. 4. 2008, S. 20 f. Vgl. auch Beitrag Nr. 757, »Legende um Hitler: >Seine Söhne«<, Bd. 4, S. 137-141.

[14] http://www.wald-viertel.at/Alteheimat htm

aus: Der Große Wendig 4, Nr. 759

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