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Mehrheitlich

Oberschlesien war 1921 mehrheitlich deutsch

Im Jahre 1989 besuchte Bundeskanzler Helmut Kohl, Schlesien. Sein Wunsch, dabei auch den Annaberg besuchen zu dürfen, an dem am 21. Mai 1921 deutsche Freikorps-Einheiten die eingefallenen polnischen Aufständischen unter KORFANTY endgültig geschlagen und damit Ober­schlesien für das Reich erhalten hatten, wurde jedoch abgeschlagen.

Bundesdeutsche Zeitungen suchten für die polnische Ablehnung >Ver­ständnis< zu erwecken, wobei auch die historischen Tatsachen zu Lasten Deutschlands gefälscht wurden. So schrieb ein Herr SCHLEICHER[1] unter anderem, daß Polen 1918 selbständig geworden sei, daß Oberschlesien zu 65 Prozent von Polen bewohnt gewesen sei und daß das für Deutsch­land mit rund 60 Prozent ausgefallene Ergebnis der Volksabstimmung in Oberschlesien 1921 nur dadurch zustande gekommen sei, daß auch die »Auslandsoberschlesier«, die also von Schlesien ausgewandert waren, anreisen und mit abstimmen durften.

Doch das trifft nicht zu. Richtig ist, daß erstens Polen schon am 11. November 1916 von seiten der Deutschen und Österreicher, die zusam­men das zum größten Teil seit 1815 russische Polen von den Russen befreit hatten, die Selbständigkeit zugestanden wurde.

Es gab zweitens in der am 14. Oktober 1919 aus dem Regierungsbe­zirk Oppeln gebildeten Provinz Oberschlesien um 1921 nicht 65 Pro­zent Polen, sondern in den Reichstagswahlen vor 1918 wie bei der Volks­abstimmung am 20. März 1921 stimmten mehr als 60 Prozent der Bewohner und damit eine beträchtliche Mehrheit für das damals in sei­ner wirtschaftlichen Not nicht gerade anziehende Deutschland. Zu die­ser gehörten auch Teile der Mischbevölkerung, die den >wasserpolnischen< Dialekt sprachen, die sich aber nicht als Polen fühlten, sondern sich für Deutschland entschieden.

Drittens wurde bei der im Versailler Diktat vorgesehenen Volksab­stimmung am 20. März 1921 in Oberschlesien die klare Mehrheit von mehr als 60 Prozent der Stimmen für Deutschland erreicht, obwohl die alliierten Besatzungseinheiten, vor allem die Franzosen, recht parteiisch im Wahlkampf zugunsten Warschaus sich verhalten hatten, indem sie die eingefallenen polnischen Truppen (die >Insurgenten<) gewähren ließen oder sie sogar unterstützten. Es hatte sich also nicht um eine >freie Wahl< gehandelt, und dennoch fiel sie deutlich zugunsten Deutschlands aus.

Die Zahl der nach Oberschlesien angereisten Stimmberechtigten be­trug viertens nur rund 170000, nicht 200000, wie es die Zeitung1 brachte, von denen auch ein Teil, vor allem im Ruhrgebiet Wohnende und in pol­nischen Vereinen Organisierte, für Polen abstimmte.

Fünftens hätte es für den Fall, daß Auswärtige nicht hätten abstimmen dürfen, man also von den 707 554 Stimmen für Deutschland bis zu 170 000 Stimmen hätte abziehen müssen, immer noch eine genügend große deut­sche Mehrheit gegenüber den 487 820 polnischen Stimmen für den Ver­bleib bei Deutschland gegeben.

Der Annaberg mit Thingstätte zur Erin­nerung an die Auf­stände in Oberschle­sien 1921.

Schließlich ist zu berücksichtigen, daß viele polnische Arbeiter erst in den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg nach dem Beginn der Industrialisierung Oberschlesiens aus Zentralpolen eingewandert waren und damit erst kurz vorher den polnischen Anteil in dem seit Jahrhun­derten deutschen Land erhöht hatten.

Um das für Polen ungünstige Abstimmungsergebnis aufzuheben, fie­len ab 3. Mai 1921 nach früheren Angriffen in den Jahren 1919 und 1920 noch einmal polnische Truppen in Oberschlesien ein und versuchten, mit brutaler Gewalt und Terror gegen die Deutschen vollendete Tatsa­chen zugunsten Warschaus zu erreichen. Erst nach dem deutschen Sieg am Annaberg am 21. Mai 1921 mußten die Polen sich endgültig zurück­ziehen.

Doch trotz der eindeutig in ganz Oberschlesien für das Reich ausge­fallenen Abstimmung wurde am 29. August 1921 entgegen der vorheri­gen Vereinbarung Oberschlesien geteilt und Ostoberschlesien, das mehr als 700 Jahre zum Reich gehört hatte, mit den mehrheitlich deutschen Städten wie Königshütte oder Kattowitz durch Beschluß des für die Al­liierten eingenommenen Völkerbundsrats vom Reich abgetrennt und an Polen gegeben — ein offener Betrug der Siegermächte und ein hinterhäl­tiger Bruch ihrer früheren Vereinbarungen.

Es ist bezeichnend, daß heute ausgerechnet deutsche Massenmedien die damaligen Verhältnisse einseitig zugunsten Polens darstellen und in der deutschen Öffentlichkeit ein falsches Bild über die früheren Um­stände weitergeben.

Rolf Kosiek


[1] Stuttgarter Nach­richten, 2. 11. 1989.

Quelle: Der Große Wendig 4, Nr. 745 (Download)

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