Legende um Hitler: >Der Milliardär<
Die Journaille des Establishments ist sich einig: Adolf HITLER war Milliardär!
Und zwar auf Kosten des Volkes. Eine »bemerkenswerte ARD-Dokumentation« habe im August 2002 mit der nationalsozialistischen »Propagandalüge vom bescheidenen Staatsmann« Adolf HITLER aufgeräumt.[1] Mit »nüchterner Sachlichkeit« habe der Fernsehjournalist Ingo HELM »die Raffgier des >Führers< bloßgestellt. »So detailliert« wie das ein 45minütiger Film könne, habe er »die ungenierte Selbstbedienung des obersten Nationalsozialisten« beschrieben.[2] Dieser »sachlichen Darstellung« zufolge habe HITLER als Reichskanzler ein Gehalt »von 29 200 Reichsmark plus 18 000 Reichsmark Aufwandsentschädigung« bezogen, dem »übrigens« ab dem 2. August 1934, dem Todestag Paul VON HINDENBURGS, das Gehalt des Reichspräsidenten hinzuzufügen gewesen sei. Aus dem Verkauf seines Buches Mein Kampf habe er »insgesamt fast acht Millionen« Reichsmark bezogen. Ferner habe HITLER weitere Einnahmequellen für sich erschließen können: Seit 1937 habe er für die Nutzung seines Konterfeis auf Briefmarken (Persönlichkeitsrecht am eigenen Abbild) »Tantiemen und >Zuschläge für kulturelle Zwecke<« in Höhe von »insgesamt mindestens 50 Millionen RM« erhalten, »möglicherweise« habe es sich gar um »dreistellige Millionenbeträge« gehandelt. Hierbei sei freilich noch »nicht gerechnet, was HITLER sich durch Erpressung und Raub« angeeignet habe.[3] Fernsehjournalist HELM habe »buchstäblich das Beste aus seinem Thema gemacht«.[4] Dieses Lob mag unter dem Gesichtspunkt der Propaganda gerechtfertigt sein. Mit einer »Dokumentation« im sachlichen Sinne haben diese Darstellungen und Behauptungen indes nichts zu tun. Sie sind zu wesentlichen Teilen falsch und entsprechen nicht der geschichtlichen Wahrheit.
Vom »Milliardär Hitler« hätte, wie der Historiker und HITLER-Biograph Werner MASER eingehend darlegt, noch nicht einmal geredet werden können, wenn die Spenden und Gelder der NSDAP und auch des Staates, auf die er zum Teil mit Recht — neben seinem offiziellen Salär — zurückgreifen konnte, sein persönliches Vermögen gewesen wären, wovon jedoch nicht die Rede sein konnte.[5]
MASER stellt klar, daß »sich auf dem Konto des >Milliardärs< HITLER bei dem ihm seit November 1921 gehörenden >Franz-Eher-Verlag< lediglich rund 9,5 Millionen« Reichsmark befunden haben, die erstrangig auf den Konsequenzen des Urheberrechts beruhten. An Honoraren sind, wie der Verlagsleiter Max AMANN MASER mitteilte, für Mein Kampf 7 872 000 RM dokumentiert. Diese Summe ist angesichts von etwa 10 Millionen verkauften Exemplaren, hierunter verschiedene Sonder-, Sammler- und Geschenksausgaben — von den verschiedenen Übersetzungen in europäische und asiatische Sprachen ganz zu schweigen —, eher als gering einzustufen.

Eine weitere Einkommensquelle stellten die Tantiemen für seine Beiträge in der Wochenzeitschrift Illustrierter Beobachter (Kolumne »Politik der Woche«) und die zahllosen Interviews in ausländischen Medien dar.[6] Der überwiegende Teil seiner Einnahmen wurde für den Kauf seiner beiden Häuser in Berchtesgaden und München sowie deren Um- und Ausbau verwendet. In bezug auf seinen persönlichen Immobilienbesitz ist festzuhalten, daß Adolf HITLER das Haus Berghof auf dem Obersalzberg (Berchtesgaden), das auf Anweisung der bayrischen Landesregierung am 30. April 1952 gesprengt worden ist, seit 1927 für monatlich 100 Reichsmark gepachtet hatte und es am 26. Juni 1933 kaufte.[7] Das Haus in München (Wasserburgerstraße 12, heute Delpstraße) hatte HITLER aus seinen Verlagshonoraren bezahlt und Eva BRAUN überlassen. Es war aus Kostengründen als Dienstgebäude vermietet worden.[8]
Tatsächlich kaufte Adolf HITLER im Laufe der Jahre Kunstwerke in Millionenwerten ein, allerdings nicht für sich selbst oder zu seinem Privatvergnügen. Vielmehr stellte er diese Schätze der Allgemeinheit zur Verfügung. Vor allem seine zusätzlichen Einnahmen aus dem von Reichsbilderstatter Heinrich HOFFMANN angeregten Briefmarkensonderfonds für Postwertzeichen mit HITLERS Porträt ließ der Führer für die Kunstsammlung des geplanten Linzer Museums verwenden. Einer Reihe von Zufällen und Glücksumständen habe HITLER es zu verdanken gehabt, »wenn er für unser Volk eine Fülle wirklich bedeutender Kunstwerke habe zurückerwerben können. Allein für das Linzer Museum habe er 1000 Bilder alter Meister erwerben können«.[9] Den kleineren Teil dieser Sammlung in zweistelligem Millionenwert stellte Adolf HITLER aus privaten Mitteln zur Verfügung, das heißt aus den Bucheinnahmen, Presseeinnahmen und dem Reichskanzlergehalt. Den Großteil der Meisterwerke finanzierte er aus seinem Briefmarkensonderfonds, das heißt mit den Honoraren, die ihm die Reichspost für die Verwendung seines Bildes auf Briefmarken und seiner Aphorismen bei Sonderstempeln zahlte.

Diese Gelder begannen ab 1937 zu fließen: Die ersten Briefmarken mit HITLERS Konterfei erschienen anläßlich seines 48. Geburtstages als Wohltätigkeitsmarken für kulturelle Zwecke mit der Unterschrift »Wer ein Volk retten will, kann nur heroisch denken.« Für Adolf HITLER war Geld kein Wertfaktor an sich, sondern lediglich ein Kaufmittler. Seine Grundeinstellung zum Geld war Verachtung, deshalb hatte er auch die Verwendung seines Konterfeis auf Banknoten und Münzen stets abgelehnt.[10]

HITLERS Verbindungsperson zum meist in jüdischen Händen befindlichen internationalen Kunsthandel war eine Volljüdin, die angesehene Münchner Kunsthändlerin Frau AASE, welche auf persönliche Weisung HITLERS hin Sonderstatus genoß. Bei internationalen Kunstauktionen ließ sich HITLER von Reichsbilderstatter Heinrich HOFFMANN oder dessen Mitarbeiter vertreten.[11] »Alte Meister habe er überwiegend bei der Beschlagnahme jüdischen Vermögens im Reichsgebiet, beziehungsweise durch Käufe aus jüdischem Besitz erhalten. Auch die Eremitage mit ihren einmaligen Schätzen sei von ihm aus Judenbesitz erworben worden, nachdem sie durch russische Juden aus Moskau nach den USA und durch amerikanische Juden nach Holland verscheuert worden sei.« Diese Sammlung beispielsweise wurde mit 9 Millionen Reichsmark durch Gläubigerabfindung aus einer Pleite gegangenen jüdischen Vermögensmasse gekauft.[12]
Daß Adolf HITLER bei seinem Tod über keine nennenswerten materiellen Schätze verfügte, belegt nicht zuletzt sein privates Testament vom 29. April 1945. Hier heißt es: »Was ich besitze, gehört — soweit es überhaupt von Wert ist — der Partei. Sollte diese nicht mehr existieren, dem Staat, sollte auch der Staat vernichtet werden, ist eine weitere Entscheidung von mir nicht mehr notwendig. Ich habe meine Gemälde in den von mir im Laufe der Jahre angekauften Sammlungen niemals für private Zwecke, sondern stets nur für den Ausbau einer Galerie in meiner Heimatstadt Linz a.d. Donau gesammelt.«[13] Diese Aussage ist zutreffend.
Den Gesamtwert von Adolf HITLERS privatem Nachlaß hatte das Bundesministerium für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (BMB) 1958 mit »höchstens 805 000 DM« beziffert. Als Teile der Aktiv-Masse waren unter anderen aufgeführt: »HITLERS Wohnhaus in München, Grundbesitz in Berchtesgaden und auf dem Obersalzberg sowie vier bis sechs Gemälde. Hinzu kamen Forderungen in nicht nachweisbarer Höhe gegen den ehemaligen Zentralverlag der NSDAP, den Franz-Eher-Verlag, sowie Urheberrechte an den Büchern Mein Kampf und Hitlers Tisehgeerächen«.[14] Einen >Milliardär< HITLER hat es niemals gegeben.
Claus Nordbruch

[1] Ingo HELM, »Milliardär auf Volkes Kosten«, in: Hamburger Abendblatt, 28. 8. 2002.
[2] Sven Felix KELLERHOFF, »Adolf Hitler, Milliardär«, in: Die Welt, 27. 8. 2002.
[3] Ingo HELM, aaO. (Anm. 1). Dies müßte, folgt man der Milliardär-These, ein Betrag um die 900 Millionen Reichsmark gewesen sein —andernfalls läßt sich die behauptete Milliarde nicht errechnen.
[4] Sven Felix KELLERHOFF, aaO. (Anm. 2).
[5] Vgl. Werner MASER, Fälschung, Dichtung und Wahrheit über Hitler und Stalin, Olzog, München 2004, S. 149.
[6] Vgl. Erich KERN, Adolf Hitler und seine Bewegung, Preußisch Oldendorf 21970, S. 266 f.
[7] Vgl. MASER, aaO. (Anm. 5), S. 152, Fußnote 5.
[8] Vgl. MASER, ebenda, S. 151.
[9] Henry PICKER, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier, Seewald, Stuttgart 41983, S. 220 f.
[10] Ebenda, S. 221.
[11] Ebenda, S. 220 f.
[12] Ebenda, S. 220 f.
[13] Seite 1 f. des als Faksimile veröffentlichten Testaments Adolf HITLERs in: Gert SUDHOLT (Hg.), Adolf Hitlers drei Testamente, Leoni am Starnberger See o.J., S. 55f.
[14] http://wwwbundesarchiv.de/cocoon/barch/0021 /k/kl 958k/kapl_2/kap2_44/para3_1.html