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Generalplan Ost

Je länger man uns von einem angeblichen „Krieg“ in der Ukraine und dem „Überfall Rußlands auf die Ukraine“ erzählt, desto mehr Unsinn wird über zeitgeschichtliche Themen verbreitet. So lesen wir bei Wikipedia:

Unter dem Begriff Generalplan Ost (GPO) werden eine Reihe von Plänen, Planungsskizzen und Vortragsmaterialien zu einer möglichen neuen Siedlungsstruktur im Rahmen der nationalsozialistischen „Ostpolitik“ zusammengefasst. Diese theoretischen Konzepte bildeten auf der Grundlage der NS-Rassendoktrin eine Planungsgrundlage für eine Kolonisierung und „Germanisierung“ von Teilen Ostmittel- und Osteuropas einschließlich der großangelegten Vernichtung der Bevölkerungsgruppen, die für eine zukünftige Siedlungsstruktur als nicht „geeignet“ angesehen wurden. Derartige Schriften wurden seit Frühjahr 1940 durch das Planungsamt des Reichskommissariats für die Festigung deutschen Volkstums (RKF), die Planungsgruppe lll B beim Sicherheitsdienst des Reichsführers SS im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und das Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität erstellt.

Quelle
Da es keine schlimmen Karten von Deutschen gibt, haben sich die Amis selber welche ausgedacht. Quelle: www

Das ist propagandistischer Unsinn aus dem Schauprozeß des IMT in Nürnberg 1946 bis 1947. Glücklicherweise gibt es Untersuchungen, die sich dem Thema wissenschaftlich nähern.

Vor ungefähr einem Dreivierteljahr habe ich zum ersten Mal in einem Vortrag von Prof. Datschitschew vom „Generalplan Ost“ gehört. Datschitschew, der ja nun ausgesprochen deutschfreundlich ist, hat sich aber bitter darüber beklagt, was dieser Generalplan Ost alles Böses gegen die Russen und andere Ostvölker im Schilde geführt hätte. Etwa zur gleichen Zeit wurde dieses in einer Ausstellung im Ehrenmal Laboe gezeigt. Da wurden ganz gräusliche Anweisungen vorgeführt, die es im Zusammenhang mit diesem „Generalplan Ost“ gegeben habe. Was ist an diesem „Generalplan Ost“ dran, welche Rolle hat er gespielt, wie weit wurde das auch umgesetzt, welchen Wahrheitsgehalt haben diese Aussagen?

Walter Post

Also, dieser ganze „Generalplan Ost“ ist eine äußerst dubiose Angelegenheit, die schlicht und ergreifend bis zum heutigen Tage nicht vernünftig erforscht worden ist. Denn es hat in der damaligen Zeit von Seiten aller Kriegsparteien alle möglichen abenteuerlichen Pläne zur Behandlung besetzter Länder gegeben. So würde der „Generalplan Ost“ im internationalen Vergleich also gar nicht aus dem Rahmen fallen.

Allerdings, wie ich in meinem Vortrag kurz dargestellt hatte: Die deutsche Besatzungspolitik in den besetzten Ostgebieten, also in den Gebieten der Sowjetunion, war faktisch eine ganz andere. Die zielte auf wirtschaftlichen Wiederaufbau ab und keineswegs darauf, einen Großteil der Bevölkerung zu dezimieren. Das ist schlichter Unsinn.

Es gibt in einer sogenannten „Grünen Mappe“ einzelne Äußerungen zu Befürchtungen über eine Hungersnot in der Sowjetunion, Befürchtungen, die vor dem Beginn des Rußlandfeldzuges zu Papier gebracht worden sind. Die sind zum Teil etwas merkwürdig formuliert. Aber ich weiß nicht, wieweit dieses Dokument überhaupt echt oder verfälscht worden ist. Aber im Grunde genommen geht es hier nur darum, daß über die oberste Führung erreicht werden sollte, über Maßnahmen nachzudenken, wie man eine Hungersnot nach Möglichkeit abwenden könnte. Das ist der springende Punkt.

Stefan Scheil

Dazu sei noch als Ergänzung gesagt, daß das Behauptete in dem „Generalplan Ost“, wie er auch in kommentierter Edition herausgegeben worden ist, keineswegs so steht. In diesem „Generalplan Ost“ steht, daß begrenzte deutsche Siedlungsziele erreicht werden sollen im Großraum Leningrad und auf der Krim. Im Rahmen dessen sollten Infrastrukturmaßnahmen in Gang gesetzt werden – Verkehrsverbindungen von und nach Deutschland, auch von Nord nach Süd, ebenso die Erschließung von Land. Der Plan stellt dabei ausdrücklich fest, bei der Einrichtung von deutschen „Siedlungsmarken“ im Raum Leningrad (Ingermannland) und der Krim könnte „auf die Mitarbeit der jetzt bodenständigen Bevölkerung nicht verzichtet werden“. Deshalb seien deren Interessen zu berücksichtigen, es sei auf Evakuierungen zu verzichten und über die Verteilung von neu erschlossenem Land als Privatbesitz an die einheimische Bevölkerung auf eine Befriedung hinzuarbeiten. Da steht weder was von Untermensch, noch von Deportation, noch von Hunger, nochvon Erschießungen. Das kommt alles in der kommentierten Version, wie sie offiziell herausgegeben ist, nicht vor. Insofern ist auch der „Generalplan Ost“ ein Ding, über das eher viele Gerüchte verbreitet werden, als daß jemand hineinsehen würde, was tatsächlich darin steht.

Daniel Heintz

Ich bin vor ungefähr zwei Wochen im Zusammenhang mit der Ausarbeitung eines Vortrages im Bundesarchiv auf ein interessantes Dokument gestoßen. Es ist eine Ausarbeitung der Heeresgruppe Mitte von 30 oder 40 Seiten vom Sommer/Herbst 44, worin man sich Gedanken macht, wie man die Russen oder die sowjetischen Völker behandeln müßte, wenn man wieder in Rußland einmarschiert, was man bisher richtig, was man falsch gemacht hat. Was die Schulpolitik oder die Bildung angeht, geht daraus hervor, daß man in Weißrußland und der Ukraine Schulen aufgebaut hat und zwar mit dem Ziel, der Masse der Bevölkerung eine Grundbildung zu vermitteln, um handwerkliche, praktische Berufe zu erlernen, daß Oberschulen gegründet wurden und sogar eine Universität in Planung war, um eine zwar zahlenmäßig kleine, dafür aber kompetente Bildungselite zu schaffen, die die Völker auch führen könnte. Man hat also Schulen gegründet und so im Endeffekt mehr getan, als vorher von der Sowjetunion in diesem Bereich getan worden ist. Das muß man doch anerkennen. Dies paßt überhaupt nicht mit den Vorwürfen zusammen, die da heute immer wieder vorgebracht werden. Es wurden auch Jugendorganisationen geschaffen. Man hat von Seiten der Wehrmacht auch gefordert: Wir müssen viel mehr politische Konzepte mitbringen. Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Nicht mit unserer Rassenlehre, sondern wir müssen versuchen, alles so verträglich mit ihrer Vorstellung zu gestalten, daß sie überzeugt auf unserer Seite gegen den Kommunismus kämpfen. Also ein sehr bemerkenswertes Schriftstück.

Universität Kiew: So hatten sich das die Deutschen vorgestellt. Quelle: www

Dazu habe ich eine Anschlußfrage. Ich habe gelesen, daß im Osten eine grundsätzlich ganz andere Nachkriegsgestaltung als im Westen realisiert werden sollte. Es sollte kein selbständiges Polen mehr geben, keine selbständige Ukraine, auch kein Rußland. Das waren Vorstellungen, die für Frankreich, Belgien, Holland oder andere westliche Staaten wie Norwegen überhaupt nicht zur Debatte standen. Entspricht das den Tatsachen oder ist das auch noch strittig?

Stefan Scheil

Ganz allgemein gilt, daß es fertig ausgebildete Nachkriegsplanung für einen irgendwie gearteten deutschen Endsieg gab. Herr Post hat es ja angesprochen: diese Rede Hitlers vor dem Beginn des Unternehmens Barbarossa, von der die Mitschreibenden notiert haben: Ziel des Feldzugs ist es, die nichtrussischen Bestandteile aus dem Rand der Sowjetunion herauszulösen und selbständige sozialistische Staaten zu gründen, wie beispielsweise Weißrussland, allerdings mit Eliten, die man erst einmal schaffen mußte. Man ging davon aus, daß weder die aus der UdSSR geflohenen Emigranten, noch die jetzt ansässigen sozialistisch-bolschewistisch geprägten Eliten dafür infrage kämen. Das alles sollte letzten Endes natürlich eine deutsche Einflußzone sein, ein sogenannter Lebensraum für wirtschaftliche und militärstrategische Durchdringung, auch mit den eben angesprochenen Siedlungsmöglichkeiten für Deutsche. Das war so die Generallinie, die man als maximales Ziel annehmen kann. Wieviel davon in einem irgendwie gearteten Vertrag nach einem siegreichen Krieg hätte umgesetzt werden können, das kann man nicht sagen. Auch das Schicksal der westeuropäischen Länder wurde eigentlich im Unklaren gehalten. Das Auswärtige Amt hat bei Hitler mehrfach darauf gedrängt, man möge eine verbindliche Erklärung abgeben, wonach alle Staaten, die man besetzt hatte – Norwegen, Dänemark usw. – nach einem deutschen Sieg selbständig blieben würden. Dies sollte nach einer Initiative Außenminister Ribbentrops im Rahmen eines europäischen Staatenbunds verwirklicht werden. Eine solche Erklärung gab es niemals, obwohl zugleich das Schlagwort „Europa“ von der deutschen Propaganda lebhaft gebraucht wurde. Um konkrete Folgen, abgesehen von Maßnahmen zur wirtschaftlichen Koordination der Kriegsrüstung, hat man sich immer herumgedrückt. Zudem sprach man gleichzeitig auch vom künftigen Großgermanischen Reich, was mit Europa keineswegs identisch war und genauso vage blieb. Sie müssen sich hier auch in die Situation der nationalsozialistischen Führung hineinversetzen, die aus ihrer Sicht einen Krieg um die bloße Existenz Deutschlands kämpfte. Große Pläne über die Bestandswahrung von 1939 hinaus wurden daher immer wieder angedeutet, aber nicht substantiell ausgearbeitet. Auch der eben angesprochene „Generalplan Ost“ ist ja nie ein feststehender oder gar vor dem Krieg entworfener Plan gewesen, sondern ein Entwurf, der aus der Kriegssituation entstand und je nach Kriegssituation verändert wurde.

Walter Post

Da bin ich ausnahmsweise einmal nicht ganz einer Meinung mit meinem Kollegen.

Knut Hamsun, Literatur-Nobelpreisträger. Von den Norwegern nach dem Kriege in einer Irrenanstalt eingesperrt und enteignet! (Quelle: wiki)

Hitler hat im September 1943 gegenüber dem Reichskommissar für Norwegen, Terboven, eine Erklärung abgegeben, in der er ganz klar gesagt hat: Norwegen wird nach Kriegsende wieder ein unabhängiger Staat. Und diese Erklärung sollte eigentlich Modellcharakter für alle übrigen west-, süd- und südosteuropäischen Staaten haben. Der Witz bei der Geschichte – das ist heute seltsamerweise fast völlig in Vergessenheit geraten, obwohl es vor 30 Jahren die älteren Menschen noch wußten, nämlich die, die während des Krieges Zeitung gelesen hatten – ist, welche enorme Rolle das Thema Europa in der deutschen Propaganda und Außenpolitik während des Krieges gespielt hat. Hitler hat das Thema Europa bereits im Herbst 1941 aufgegriffen und hat sich gerade in der Reichstagsrede vom 11. Dezember 1941 zur Kriegserklärung an die USA auch ausführlich zu Europa geäußert. Der europäische Kreuzzug gegen den Bolschewismus – diese Formel wurde mit dieser Rede ein zentrales Leitmotiv der deutschen Propaganda. Und vier Wochen später, am 15. Januar 1942, hat Reichswirtschaftsminister Walther Funk in einer Rede die Gründung einer „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ gefordert. Es erschien noch im gleichen Jahr ein Sammelband von Wirtschaftsexperten mit genau diesem Titel, „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“, da sind die schönsten Sachen enthalten. Da wird eine europäische Währungsunion vorgeschlagen, da wird die Industrialisierung Südosteuropas projektiert; da wird weiter im Grunde genommen schon der „Butter-Berg“ konzipiert, weil nämlich die südosteuropäischen Staaten nach dem Krieg Agrarsubventionen erhalten sollten. Wenn Sie das lesen – Sie fangen das Lachen an. In einer weiteren Publikation aus dem Jahr 1943 – nur damit Sie sehen, wie weit das ging – wurden vom Auswärtigen Amt bereits Überlegungen für einen EU-Beitritt der Türkei angestellt.

Ich habe Probleme mit der Aufgabenstellung an die Einsatzgruppen, wenn zutrifft, was Sie sagen, daß die Einsatzgruppe etwa 600 Mann Kampfstärke hatte. Das ist nicht einmal ein volles Bataillon. Wenn es in diesem riesigen russischen Raum vier solche schwachen Bataillone gegeben hat – die hätten niemals die Aufgabe erfüllen können, die Sicherheit im Hinterlande sicherzustellen. Möglicherweise sollten sie durch Furcht, durch Terror und Schreckensverbreitung etwas erreichen, aber eine operative Aufgabe im Sinne von Sicherheit oder die Säuberung gar der Wälder von Partisanen und Juden war doch technisch gar nicht möglich.

Walter Post

Dieses Problem beschäftigt uns seit geraumer Zeit. Wenn man sich die faktische Größe der Einsatzgruppen anschaut und sieht, was die alles bewirkt haben sollen … wie sollen die mit zweieinhalb Tausend Mann ein bis zwei Millionen Menschen umgebracht haben? Das sind die offiziellen Zahlen, die heute im Umlauf sind.

Hinzu kommen Fragen zu den sogenannten „Ereignismeldungen UdSSR“. Das sind die Berichte, die die Einsatzgruppen ans Reichssicherheitshaupt amt nach Berlin geschickt haben, in denen immer wieder die Zahlen von getöteten Partisanen, getöteten Juden usw. gemeldet werden. Möglich, daß einige dieser Zahlen in der Nachkriegszeit verfälscht worden sind, aber sicher nicht alle. Wir haben aber seit geraumer Zeit den schweren Verdacht, daß die Einsatzgruppen das gleiche gemacht haben wie die Amerikaner beim sogenannten „body count“ in Vietnam, bei dem einfach weit überhöhte Zahlen von gefallenen Nordvietnamesen oder getöteten Vietkong nach oben gemeldet wurden. Wir nehmen an, daß die Einsatzgruppen das ähnlich gemacht haben. Denn Sie müssen von den viermal 600 Mann auch noch die Köche, Fahrer, Schreibtischleute usw. abrechnen. Da bleibt für die praktische Gefechtsstärke nicht viel übrig, und das in dem geographisch riesigen Raum. Es sind von den Einsatzgruppen zweifellos Verbrechen verübt worden, aber der zahlenmäßige Umfang ist bis zum heutigen Tage ein Rätsel.

Veranstalter

Man müßte ja auch Massengräber finden, durch die man die Beschuldigungen vom Umfang her nachweisen kann. Nun wird aber meines Wissens behauptet, auf dem Rückzug hätten die Einsatzgruppen auch noch alle Spuren beseitigt. Wie das 2.500 Mann in der kurzen Zeit gemacht haben sollten, ist unerklärlich.

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