Der Krieg in der Ukraine
Eine Geschichte voller Lügen
Rede zur Jahreskonferenz der Property and Freedom Society 2022
von Hans-Hermann Hoppe
Der Krieg in der Ukraine, dessen Ausgang noch sehr ungewiss ist, ist der jüngste, dramatischste und gewaltsamste Versuch, Globalisierung, Zentralisierung und Imperialismus weiter voranzutreiben. Er ist darüber hinaus die jüngste Demonstration der globalen Eliten, um insbesondere Deutschland (aber auch Westeuropa und der EU) zu zeigen, wer der Boss ist. Dabei werden sie von elitären deutschen Kollaborateuren und Verrätern unterstützt. Lassen Sie mich zunächst eine kurze, allgemeine Bemerkung zum Krieg machen: In gewaltsamen Konflikten zwischen Einzelpersonen oder rivalisierenden Straßenbanden können wir normalerweise klar zwischen Aggressor und Opfer, zwischen aggressiver und defensiver Gewalt, zwischen bösen Schuldigen und guten Unschuldigen unterscheiden. Bei zwischenstaatlichen Kriegen oder Gewalttaten ist dies jedoch unmöglich: Denn alle Staaten sind Aggressoren und Schutzgelderpresser, die ihre Operationen, seien sie offensiv oder defensiv, mit Mitteln, Waffen und Finanzen durchführen, die sie ihrer eigenen „geschützten“ Bevölkerung gestohlen haben – man denke nur an Mafiabanden, die versuchen, ihr Territorium oder ihr Revier auszudehnen oder sich gegen solche Versuche einer anderen Bande zu verteidigen und zu schützen. Dies führt mich zu folgendem ersten Urteil über den gegenwärtigen Krieg: Jeder, Biden, Putin, Selenskyj, Johnson, Scholz, Macron, von der Leyen und so weiter, ja jeder, der mit fremden Mitteln oder Materialien in den Krieg involviert oder verstrickt ist, ist ein bösartiger Kriegstreiber, und sie alle verdienen es, als Komplizen von Tod und Zerstörung – zusätzlich zu den Angriffen, die sie gegen ihre eigenen inländischen Opfer ausgeübt haben – im Gefängnis zu verrotten.
Aber diese Bemerkung schließt nicht aus, die relative Schuld der kriegführenden Banden im gegenwärtigen Krieg zu beurteilen oder zu vergleichen. Und hier komme ich zu einem ziemlich klaren Urteil.
Es sind nicht Putin und seine Bande, die die Weltherrschaft anstreben, die Putsche organisiert und Truppen in Kanada oder Mexiko stationiert haben, um die in den USA herrschende Bande einzukreisen und zu bedrohen – dafür ist Russland zu sehr ein wirtschaftliches Leichtgewicht. Russland war froh, die Kontrolle über das, was es hatte, zu behalten (und nicht zunehmend vom benachbarten, wirtschaftlich immer mächtigeren China abhängig zu werden).
Es sind die herrschenden Banden der USA in Zusammenarbeit mit ihren europäischen Schoßhündchen, die dieses Ziel der Weltherrschaft verfolgten und immer noch verfolgen und die das auch gesagt haben. Sie haben Putins Russland – das den US-EU-Westen als dekadent betrachtet und sich den westlichen Versuchen der wirtschaftlichen und kulturellen Infiltration widersetzt – mit US- (Nato)-Truppen in unmittelbarer Nähe eingekreist.
Die USA und die Ukraine sind durch den Atlantischen Ozean voneinander getrennt, und die Entfernung zwischen Washington D.C. und Kiew beträgt fast 8.000 Kilometer. Andererseits ist die Ukraine ein ehemaliges Mitglied der Sowjetunion und hat eine unmittelbare Grenze zu Russland, die mehr als 2.000 Kilometer lang ist.
Diese Feststellungen sollten im Übrigen auch ausreichen, um die implizite Behauptung zu widerlegen, die einige selbsternannte Libertäre mit ihren folgenden rhetorischen Fragen aufstellen: „Würden Sie nicht lieber in den USA oder in Deutschland leben als in Russland? Sollte unsere Sympathie dann nicht eher den USA und Deutschland als Russland gelten? Und sollten wir dann nicht eher auf einen Erfolg ‚unserer‘ Seite hoffen als auf den Russlands, was auch immer ‚Erfolg‘ unter den gegenwärtigen Umständen bedeuten soll?“
Hier ist meine kurze Erwiderung: Es ist nicht Putin, der uns unser Eigentum und unsere Freiheiten nimmt. Und unabhängig vom Ausgang des derzeitigen Krieges wird es nicht Putin sein, der dies in Zukunft tun wird. Es sind unsere herrschenden Banden, die uns ausrauben und versklaven, die sich bereits jetzt dafür starkgemacht haben und die mit ziemlicher Sicherheit noch härter gegen uns vorgehen werden, wenn sie „gewinnen“, die aber einen großen Rückschlag auf ihrem Weg zur totalitären Herrschaft erleiden würden, wenn sie „verlieren“.

Jedenfalls ist es nicht verwunderlich, dass Moskau die Ausdehnung der feindlichen Bande, die in Washington regiert, bis in die Ukraine als Bedrohung oder Provokation ansieht. Putin hat dies wiederholt gesagt und vor solchen Versuchen gewarnt. Moskau forderte stattdessen, dass die Ukraine neutral bleibt und weder der Nato noch der EU beitritt. Das erscheint durchaus vernünftig. Auch die Schweiz ist neutral, und sie ist das reichste Land in ganz Europa.
Aber die Neokonservativen, die in den USA das Sagen haben, waren nicht zur Vernunft zu bringen. Trotz Putins Warnungen organisierten sie einen Staatsstreich – eine ihrer berüchtigten farbigen Revolutionen – und halfen dabei, eine pro-Nato-EU- und antirussische Regierungsbande zu installieren – mit dem derzeitigen Bandenführer oder Frontmann Wolodymyr Selenskyj. Sie begannen, das Militär zu bewaffnen und auszubilden. Seit 2014 ignorierten sie oder unterstützten sogar heimlich die militärischen Angriffe ultranationalistischer oder banderistischer Brigaden auf die beiden östlichsten, überwiegend russischsprachigen Provinzen, die eine Art Autonomiestatus anstrebten (insbesondere, nachdem Russisch als zweite Amtssprache verboten worden war).
Vor diesem Hintergrund erscheint es absurd und ohne jedes Augenmaß, Putin und Russland zum Haupt- oder gar Alleinschuldigen an der aktuellen Katastrophe zu erklären, nur weil er den ersten Schuss abgegeben hat. Der Hauptschuldige ist vielmehr die herrschende Bande in Washington. Denn sie hätte das derzeitige Gemetzel und die Zerstörung leicht vermeiden können, indem sie ihrem ukrainischen Schoßhündchen, dem Clown Selenskyj, einfach gesagt hätte, dass er die Neutralität akzeptieren und der Donbass-Region ein gewisses Maß an Autonomie zugestehen sollte.
Als Schoßhündchen der USA hätten Selenskyj und seine Bande sofort eingewilligt. Aber die USA haben das nicht getan. Selbst jetzt könnten die USA den Krieg sofort beenden, wenn sie nur sagen würden, dass der Krieg vorbei ist und alle westliche Unterstützung morgen aufhören würde.

Aber nein, das ist nicht der Fall. Die US-Nato hat sich nicht direkt in den Krieg eingemischt, schließlich ist Russland eine Atommacht. Und warum sollte man amerikanische Leben riskieren (vor allem nach dem jüngsten Desaster in Afghanistan)? Stattdessen verhängten sie schwerste, drastische Wirtschafts- und Finanzsanktionen, Boykotte und Embargos gegen Russland. Sie haben russische Vermögenswerte im Westen eingefroren und enteignet. Und sie haben die Ukraine mit Waffen beliefert, um den Krieg fortzusetzen und in die Länge zu ziehen und Friedensverhandlungen zu verhindern. Sie ließen zu, dass die Ukraine zerstört wurde und Ukrainer starben und geopfert wurden, solange dies nur zu einer Schwächung der russischen Macht führte, wobei sie natürlich die moralische Überlegenheit für sich beanspruchten.
Die politischen Eliten in ganz Europa, selbst in vermeintlich neutralen Ländern wie der Schweiz und Österreich, folgten den Befehlen der USA auf den Punkt. Sie versuchten sogar, wie man es von einem Haufen unterwürfiger Schoßhündchen erwarten kann, sich gegenseitig in ihrem Eifer zu übertreffen, indem sie Geld und Waffen an die ukrainischen Regierungsbandenführer schickten, während sie damit tatsächlich immer mehr Menschen umbringen ließen.
Was Deutschland schließlich im Besonderen betrifft: Es hatte die engsten wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland. Russland war sein Hauptlieferant von Öl, Gas und anderen Rohstoffen. Durch verschiedene Pipelines waren Russland und Deutschland direkt und physisch miteinander verbunden. Deutschland war in Russland der führende ausländische Investor und Produzent. Daher wurde niemand von den Sanktionen und Embargos, die von den USA und der EU gegen Russland verhängt wurden, härter getroffen als Deutschland.

Um abzulenken in der wirtschaftlichen Not, führten und führen die politische Elite und die Mainstream-Medien in Deutschland eine offene Hasskampagne gegen Russland und alles und jeden, der russisch ist.
Interessanterweise hatten diese engen deutschen Beziehungen zu Russland, insbesondere die deutsche Abhängigkeit von russischem Öl und Gas, eine rein wirtschaftliche Grundlage: Sie waren dort billiger als anderswo, und keine deutsche Partei hatte bis dahin etwas gegen solche Beziehungen. Nun wurde all dies plötzlich zu einem Tabu, zu einem unentschuldbaren Fehler erklärt. Und in der Zwischenzeit geriet die in Rente gegangene Angela Merkel, die noch vor einem Jahr von der herrschenden Elite und den Mainstream-Medien fast einhellig als die beste aller Politiker Deutschlands – wenn nicht gar der ganzen Welt – gefeiert worden war, plötzlich unter immer schärfere Angriffe, auch von ihren eigenen Parteiführern. Hatte sich die Zahl der russischen Pipelines während ihrer Amtszeit nicht deutlich erhöht? Spricht sie nicht Russisch? Hatte sie sich nicht mehrfach mit Putin getroffen? Hatte sie nicht für die Stasi, vielleicht auch für den KGB gearbeitet? Und war sie es nicht, die mit massiver Unterstützung, insbesondere der Grünen, alle Atomreaktoren in Deutschland stillgelegt und damit die deutsche Energieabhängigkeit von Russland erhöht hatte?
In jedem Fall stand der Westen aufgrund der beispiellosen Geldmengenausweitung der Fed und der EZB bereits am Rande einer wirtschaftlichen Katastrophe, einer Depression und einer Stagflation, die durch die von den Pandemie-Lockdowns verursachte wirtschaftliche Vernichtung noch verschlimmert wurde: Der Aktienmarkt stürzte ab, die Preise für Konsumgüter stiegen in einem beispiellosen Ausmaß, und es kam zu Engpässen bei wesentlichen Gütern. Der deutschen Öffentlichkeit wurde von ihren brillanten Führern gesagt, dass sie den Gürtel enger schnallen und sich darauf vorbereiten müssten, im nächsten Winter etwas zu frieren, um der Selenskyj-Bande zu helfen, warm zu bleiben und ihre eigene Bevölkerung weiter zu opfern.
Darüber hinaus hatten die westlichen Maßnahmen gegen Russland einige bedeutsame geopolitische und strategische Konsequenzen. Denn zweifelsohne schadeten die Maßnahmen der russischen Wirtschaft, aber als weltweit führender Energie- und Rohstofflieferant konnte Russland seine Handelswege neu ordnen: Die Ströme von Öl, Gas, Weizen und so weiter wurden in Richtung Osten und Süden umgeleitet, wo es eifrige Abnehmer gab (China, Indien und andere). Schließlich ist die Welt außerhalb des Westens viel größer als der Westen selbst. Der Rubel stieg gegenüber dem Dollar, und Deutschland schien von den Sanktionen viel stärker betroffen zu sein als das sanktionierte Russland selbst.
Aus Sicht der neokonservativen US-Nato-Strategen hatte der wirtschaftliche Schaden, den die Sanktionen in ganz Europa, insbesondere aber in Deutschland, anrichteten, aber auch einige höchst willkommene Effekte. Zwar hatten die ergriffenen Maßnahmen auch einige negative wirtschaftliche Auswirkungen in den USA, aber unter dem Strich wurde die Wirtschaftskraft Europas und der EU, insbesondere Deutschlands, gegenüber der der USA systematisch geschwächt. Die Abhängigkeit Europas und insbesondere Deutschlands von den USA wurde erhöht. Man musste Öl, Gas und so weiter nun zu viel höheren Preisen von den USA statt von Russland kaufen. Und die mit den antirussischen Maßnahmen einhergehende massive militärische Aufrüstung in ganz Europa und wiederum besonders in Deutschland kam vor allem den USA als weltweit führendem Waffenhersteller und den besten Freunden und Unterstützern der Neocons zugute.

Mit diesem Ergebnis hatten die USA ein wichtiges geostrategisches Ziel erreicht. Denn einer sehr einflussreichen geopolitischen Denkschule zufolge, die von Halford Mackinder zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis hin zu Zbigniew Brzeziński in unserer Zeit reicht, würde jede Macht, die die Vorherrschaft über den euroasiatischen Kontinent, das „Kernland der Welt“, erlangen würde, damit indirekt auch die Vorherrschaft über den Rest der Welt erlangen. Um dies zu verhindern und die US-angloamerikanische Vorherrschaft zu bewahren, musste das Entstehen einer solchen Macht verhindert werden. Und die einzige Gefahr, die einzige potenzielle Bedrohung in dieser Hinsicht für die Vorherrschaft der USA würde oder könnte nur von einem Bündnis zwischen Deutschland und Russland ausgehen, das dementsprechend mit allen Mitteln unterminiert werden musste.
Das war durch den Krieg in der Ukraine und seine politischen Folgen in der Tat erreicht worden. Ein Bündnis oder eine Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland – wie sie wirtschaftlich sinnvoll und zum gegenseitigen Vorteil wäre – ist auf absehbare Zeit nicht mehr zu befürchten. Dieser Sieg des langjährigen anglo-amerikanischen Bündnisses könnte auch Boris Johnsons besonders kriegerische Haltung erklären. Bei den korrupten, gehirngewaschenen und dummen deutschen politischen Eliten und den Mainstream-Medien hat man dies, wenig überraschend, weder erkannt noch zur Kenntnis genommen. Und wenn jemand es überhaupt erwähnte oder andeutete, wurde er als Verschwörungstheoretiker verunglimpft.
Um die Öffentlichkeit abzulenken, zu beschwichtigen und zu trösten in der wirtschaftlichen Not, unter der sie leidet (und die die Folge davon ist, dass Deutschland Befehle befolgt und dem Beispiel der USA folgt), führten und führen die obersten Bandenführer, die politische Elite und die Mainstream-Medien in Deutschland fast unisono eine offene Hasskampagne gegen Russland und alles und jeden, der russisch ist.
Ich hatte natürlich schon vorher von ähnlichen Hasskampagnen gelesen und gehört, hier oder dort. Historisch gesehen sind sie nichts Neues. Aber so etwas habe ich noch nie persönlich erlebt. Ich bin schockiert und angewidert von dem, was da geschieht.

In Russland hergestellte Produkte wurden aus den Regalen genommen, Zutaten, Gewürze, Getränke und Gerichte mit russischen Namen wurden umbenannt. Restaurants weigerten sich, Russen zu bedienen. Russisches Eigentum wurde von Nachbarn geoutet und den Behörden gemeldet, damit es beschlagnahmt werden konnte. Aufführungen von russischer Musik und russischem Ballett wurden abgesagt. Russische Literatur wurde aus verschiedenen Lehrplänen gestrichen. Offene Einladungen an russische Sportler, Künstler, Wissenschaftler, Bürgervereine und -verbände wurden widerrufen. Der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, der Russe Waleri Gergijew, wurde entlassen, weil er Putin nicht sofort verurteilt hatte. Und alle Engagements der weltberühmten Opernsängerin Anna Netrebko wurden abgesagt, weil sie einmal nette Dinge über Putin gesagt und ihm mehrfach die Hand geschüttelt hatte.
Man vergleiche dies nur mit der öffentlichen Reaktion auf die Kriege von Clinton, Bush, Obama oder Biden. In jedem Fall war diese antirussische Hysterie das Ergebnis einer skandalös einseitigen, ja bösartigen und hinterhältigen Propagandalüge, die von den deutschen politischen Eliten und den Mainstream-Medien verbreitet wurde, allen voran von den Grünen, die jetzt an der deutschen Regierung beteiligt sind.
Die Grünen, die einst als Pazifisten und Befürworter einer universellen Abrüstung begannen, dann aber von den internationalistisch-elitären Gruppen – WEF, Bilderberger und so weiter – sorgfältig geprüft, ausgewählt und hofiert wurden, haben sich in die aggressivsten, verrücktesten und wahnhaftesten Kriegstreiber verwandelt, die sich von keiner anderen Partei übertreffen lassen. Die gemäßigste Partei innerhalb des großen deutschen Chors der Kriegstreiber ist die SPD.
Putin wurde in den Medien als geistesgestörter Despot dargestellt, der die größte Gefahr für den Weltfrieden darstellte. Insbesondere sein Angriff auf die Ukraine entbehrte angeblich jeglicher Rechtfertigung. Es hieß, er sei Ausdruck purer Machtgier und imperialistischer Ambitionen. Selten, wenn überhaupt, wurde die Vorgeschichte des Krieges erwähnt. Und von US-Nato-Provokationen zu sprechen, war ohnehin ein Tabu. Die Ukraine wurde als völlig unschuldige Partei dargestellt, als Jungfrau, die von einem bösen Russland vergewaltigt wurde.
Es wurde auch nicht erwähnt, dass die Ukraine, was auch immer man sonst über den Krieg denken mag, weder Mitglied der Nato noch der EU war und Russland daher weder einen Krieg gegen die Nato noch gegen die EU begonnen oder erklärt hatte. Was die Nato- und EU-Länder anbelangt, so hielt sich Russland in vollem Umfang an alle bi- oder multilateralen Abkommen und war bereit, alle vertraglichen Verpflichtungen hinsichtlich der Lieferung von
Öl, Gas, Kohle und so weiter zu erfüllen. Es war andersherum: Die USA und ihre Vasallen haben Russland durch ihre Sanktionen und Embargos sowie durch die Lieferung von Waffen und militärischer Ausrüstung an die Ukraine im Grunde den Krieg erklärt (wenn man davon absieht, dass keine Soldaten geschickt wurden). Und die wirtschaftlichen Folgen, die Härten, die in Deutschland und Europa durch diese Maßnahmen entstehen, sind ausschließlich die Schuld des Westens. Aber davon kein Wort.
Und was die Durchführung des Krieges selbst anbelangt: Es hat nie einen Krieg ohne Zerstörung, Tod und Gräueltaten gegeben. Und es ist sicher nicht meine Absicht, die von Russland begangenen Verbrechen zu verharmlosen. Tag für Tag berichteten die westlichen Medien ausführlich und mit offenkundiger Begeisterung über sie. Doch die deutschen Medien folgten in ihrer Berichterstattung stets strikt dem Narrativ der ukrainischen Regierungsbande, von Selenskyj und seinen Spin-Doktoren, und nur selten, wenn überhaupt, wurde der Wahrheitsgehalt dieses Narrativs hinterfragt oder in Zweifel gezogen, was in jedem Krieg besonders notwendig ist.
Selenskyjs Behauptung beispielsweise, Russland betreibe eine Art Völkermord, wurde in den westlichen Medien immer wieder unwidersprochen wiederholt, obwohl sie offensichtlich falsch war. Hätte Russland seinen Krieg gegen die Ukraine auf die gleiche Weise geführt wie die USA ihren Krieg gegen den Irak, hätte es problemlos Kiew, Odessa und Lemberg (Lwiw) in Schutt und Asche legen können, mit Hunderttausenden von zivilen Opfern. Doch im Gegensatz zu den USA im Irak, die genau das taten, versuchte Russland, die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten und seine Angriffe auf militärische Ziele zu beschränken. Diese Versuche wurden jedoch durch die militärischen Befehle der Selenskyj-Bande, die eigene Zivilbevölkerung als Geiseln zu nehmen, als menschliche Schutzschilde zu benutzen und sich in zivile Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser zurückzuziehen und dort zu verstecken, um die Empörung des Westens über die russische Barbarei zu maximieren, in hohem Maße zunichtegemacht, unterminiert und konterkariert.
Selenskyjs Vorwurf des russischen Völkermords an den Ukrainern erweist sich als schlichtweg absurd, denn die meisten Kampfhandlungen fanden in der Region Donbas statt, in der überwiegend Russisch gesprochen wird und die ihre Abspaltung von der Ukraine und ihre Unabhängigkeit von ihr erklärt hatte. Und dort war die ukrainische Armee selbst mit der Tötung anderer Ukrainer beschäftigt, eine ziemlich seltsame Form des Völkermords. Während also die Medien die ganze Zeit Russland und insbesondere Putin verunglimpften, beschuldigten und verurteilten, lobten und bejubelten dieselben Medien in Deutschland (und anderswo im Westen) unaufhörlich die Ukraine und Selenskyj in den höchsten Tönen. Und das, obwohl dieselben Medien noch vor ein paar Jahren ein ganz anderes Bild von ihnen gezeichnet hatten. Aber man kann sich offenbar immer darauf verlassen, dass das historische Gedächtnis der meisten Menschen nicht weiter als ein paar Wochen oder Monate zurückreicht.
Die Ukraine wurde nun als eine Bastion des Westens und westlicher Werte dargestellt. Was auch immer das heutzutage bedeuten soll, außer der Übernahme des Gender-, Antirassismus-, Antidiskriminierungs- und LGBTQ-Kults. In Wirklichkeit waren es bestenfalls Teile der Westukraine, die lange Zeit Teil des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs oder Polens gewesen waren und die als etwas verwestlicht bezeichnet werden konnten. Auch die Tatsache, dass die Ukraine zu den korruptesten Ländern der Welt gehörte, auf einer Stufe mit Russland oder sogar noch schlimmer, wurde nicht mehr als erwähnenswert erachtet.
Ebenso wenig wurde es in den Medien für erwähnenswert gehalten, dass die Ukraine wirtschaftlich ein hoffnungsloser Fall ist. Tatsächlich war die Wirtschaftsleistung der Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit vor rund 30 Jahren die schlechteste aller ehemaligen Sowjetrepubliken und Satellitenländer. Das ukrainische Pro-Kopf-BIP betrug nur etwa ein Drittel desjenigen Russlands. Es lag weit unter dem von Bulgarien, dem Armenhaus der EU, und wurde sogar von Albanien übertroffen. Hurra, es gab einen weiteren potenziellen Kunden für den deutschen Zahlmeister.
Der Berufsclown Selenskyj wurde von den Medien als Retter und Held dargestellt, fast wie eine Jesusfigur. Ihm wurde fast unbegrenzte Zeit eingeräumt, um seine schauspielerischen Fähigkeiten im westlichen Fernsehen an allen möglichen Orten und zu allen möglichen Anlässen, einschließlich des Filmfestivals in Cannes, unter Beweis zu stellen. Die meisten westlichen Staats- und Regierungschefs sahen sich gezwungen, zu einer Art Pilgerfahrt nach Kiew aufzubrechen, um ein Selfie mit diesem menschlichen Wunder zu machen. Johnson, Macron, Draghi, Scholz – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Bei einigen der weiblichen Pilger, etwa der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der grünen Außenministerin Annalena Baerbock, hatte ich sogar den Eindruck, dass Selenskyj ihnen als Inspiration für gewisse Träume diente. Aber vielleicht war es genau das, was die grüne Baerbock mit einer „feministischen Außenpolitik“ meinte.
Der echte Selenskyj war und ist ein ganz anderer. Das war schon vor dem Beginn der aktuellen Gewaltausbrüche bekannt, scheint aber seither von den westlichen Medien vergessen, ignoriert oder unterdrückt worden zu sein. Selenskyj wurde zwar auf der Grundlage der (von der Ukraine, Russland, Deutschland und Frankreich unterzeichneten) Minsker Vereinbarungen zur Korruptionsbekämpfung und zum Frieden mit Russland und den zwei nach Autonomie strebenden östlichen Provinzen gewählt, hat aber von Anfang an seine Versprechen gebrochen und verraten, wie es sich für einen echten Politiker gehört.
In der Tat war Selenskyjs gesamte Karriere, zunächst als Schauspieler und dann als zum Politiker gewandelter Schauspieler, von Korruption geprägt. Sein Hauptsponsor und Strippenzieher ist der Multimilliardär Ihor Kolomojskyj, einer der einflussreichsten Oligarchen der Ukraine, der am meisten von der grassierenden Korruption in der Ukraine profitiert. Im Jahr 2021 setzten die USA ihn auf ihre Liste der mit Sanktionen belegten Personen und froren sein US-Vermögen ein. Er lebt jetzt in Israel.
Interessanterweise war Kolomojskyj auch der Haupteigentümer von Burisma, dem ukrainischen Ölkonzern, der dem drogensüchtigen Hunter Biden, dem Sohn von „sleepy creepy“ Joe Biden, dem damaligen US-Vizepräsidenten, die bescheidene monatliche Summe von 50.000 US-Dollar dafür zahlte, dass er, außer „Verbindungen“ herzustellen, nichts Besonderes tat.
Wolodymyr Selenskyj hat von Anfang an seine Versprechen gebrochen, wie es sich für einen echten Politiker gehört. Seine gesamte Karriere war von Korruption geprägt.
Wie die sogenannten Pandora-Papiere enthüllten, die 2021 entdeckt wurden, hatte Kolomojskyj Selenskyj im Laufe der Jahre rund 40 Millionen US-Dollar zur Unterstützung seiner Fernsehkarriere gezahlt. Und als Selenskyjs politische Karriere in Schwung gekommen war, hatte Kolomojskyj über verschiedene Kanäle dreistellige Millionensummen auf diverse Offshore-Konten geleitet und in Immobilien in London und Miami investiert, als Abfindung für den Selenskyj-Clan – im Namen seiner Brüder und der Selenskyj-Frauen.
Und ich wette, dass der gute Mann jetzt auch einen ordentlichen Anteil an den Milliarden westlicher Finanzhilfen kassieren wird, die derzeit in die Ukraine fließen. Wenn also Selenskyjs Aufopferung für das ukrainische Volk zu Ende geht, ist zumindest für seinen bequemen Ruhestand und den seiner Familie gesorgt. So viel zu Selenskyjs Kreuzzug gegen die Korruption.
Was Selenskyjs Liebe zu Frieden und Freiheit betrifft, so sieht es hier auch nicht besser aus. Er unternahm tatsächlich einen kurzen Versuch, die Region Donbas zu befrieden. Doch als er auf den Widerstand der verschiedenen ultranationalistischen militärischen oder paramilitärischen Verbände, Regimenter, Bataillone und so weiter stieß, die in der Region aufgestellt worden waren, um die russlandfreundlichen Sezessionisten zu bekämpfen, gab Selenskyj nach, um an der Macht zu bleiben.
Übrigens: Am berüchtigtsten unter diesen Bataillonen ist das sogenannte Asow-Bataillon, gegründet und finanziert von Kolomojskyj, das seinen letzten Widerstand in der Stahlfabrik Asovstal in Mariupol leistete, die dem antirussisch gesinnten Rinat Achmetow, dem reichsten aller ukrainischen Oligarchen, gehört.
Selenskyj nahm diese ultranationalistischen Gruppen in die reguläre Armee auf und unterstützte sie dabei, nach und nach den gesamten ukrainischen Sicherheitsapparat zu infiltrieren und zu übernehmen. Als die russische Invasion begann, verbot er allen Männern zwischen 18 und 60 Jahren, das Land zu verlassen. Sie wurden also als Geiseln genommen und zum Kampf verdammt, ob sie nun wollten oder nicht.
Darüber hinaus wurden alle internen Gegner und oppositionellen Kräfte als feindliche russische Kollaborateure gebrandmarkt und durch Drohungen, Inhaftierung oder sogar Ermordung zum Schweigen gebracht. Selenskyjs Vorgänger im Amt des Präsidenten, Petro Poroschenko, selbst kein Freund Russlands, wurde des Hochverrats beschuldigt. Alle Oppositionsparteien wurden geächtet. Alle Medien, die es wagten, von der offiziellen Darstellung der Regierung abzuweichen, wurden außer Betrieb gesetzt, und Menschen, die irgendwelche pro-russischen Sympathien zeigten, wurden öffentlich gedemütigt, misshandelt oder sogar ermordet. So viel zu Jesus Selenskyj. Ich komme nun allmählich zu einer Schlussfolgerung. Mit meinen detaillierten Ausführungen über die Ukraine und Selenskyj wollte ich natürlich nicht Putin reinwaschen oder eines seiner Verbrechen entschuldigen. Wie bereits betont, ist jeder zwischenstaatliche Krieg ein Konflikt zwischen rivalisierenden kriminellen Banden um „ihr“ Revier.
Vielmehr war es meine Absicht, die systematische Unausgewogenheit und Verzerrung zu korrigieren, die in der westlichen Darstellung des gegenwärtigen Konflikts geschaffen und präsentiert wird. Außerdem ging es mir darum, die völlige Verkommenheit der deutschen (und nicht nur der deutschen) herrschenden Elite aufzuzeigen, die ihre bedingungslose Solidarität mit der herrschenden Bande der Ukraine erklärt und ihr so viel Geld und Waffen schickt „wie nötig“. Geld und Waffen, die nicht ihre eigenen sind, sondern die ihrem eigenen Volk gestohlen und konfisziert wurden und die von ihrem eigenen Volk durch massive Inflation und Verarmung bezahlt werden müssen, während sie selbst weiter in Saus und Braus leben.
Sie schicken all diese Beute an eine ausländische kriminelle Bande, die das ganze Desaster über sich selbst beziehungsweise ihre Bevölkerung gebracht hat, indem sie auf die kriminelle Bande hörte, die die US-Nato-Außenpolitik betreibt. Eine Bande, die sich – wie immer wieder bewiesen, in Vietnam, im Irak, in Syrien, in Libyen und so weiter und so fort – keinen Deut um die ukrainische Bevölkerung und ihr Wohlergehen schert, sondern nur an der Ausdehnung ihres eigenen Territoriums interessiert ist. Die bereit ist, so viele ukrainische Tote und Zerstörungen in Kauf zu nehmen „wie nötig“, um Russland als einen der beiden einzigen großen verbleibenden Stolpersteine auf ihrem Marsch zur endgültigen Weltherrschaft zu Fall zu bringen oder zumindest auszubluten und tödlich zu schwächen.
Darüber hinaus war es meine Absicht, aufzuzeigen, wie nach den Grausamkeiten, die die herrschenden Eliten in Deutschland während der künstlich hergestellten oder fabrizierten sogenannten Corona-Pandemie mehr als zwei Jahre lang gegen die eigene Bevölkerung begangen haben, ohne dass ein Ende in Sicht ist, dieselbe Bande in einer Kombination aus Feigheit und Rücksichtslosigkeit Deutschland und damit ganz Europa an den Rand eines Dritten Weltkriegs manövriert hat.
Auch wenn die deutsche Regierungsbande den russischen Einmarsch in der Ukraine vielleicht nicht hätte verhindern können, was an sich schon zweifelhaft ist, so hätte sie doch die aktuellen Brandherde deeskalieren und viel schneller beenden können, wenn sie nur ein wenig Rückgrat gegenüber ihren US-Oberherren gezeigt und wie Viktor Orbán und das kleine Ungarn auf ihre bedingungslose Sanktions- und Embargopolitik gegenüber Russland verzichtet hätte. Als dominierende Wirtschaftsmacht Europas und möglicherweise in Zusammenarbeit mit Frankreich hätte dies den derzeit noch laufenden militärisch-finanziellen Schmiergeldzug der EU und all ihrer Mitglieder in Richtung Selenskyj im Keim erstickt. Selenskyj und seine Herrscherbande wären wahrscheinlich schnell gestürzt worden, schon vor dem Ausbruch des aktuellen Konflikts war seine Popularität von anfänglich über 70 auf etwa 20 Prozent gesunken.
Die Ukraine hätte ihre beiden östlichen Provinzen aufgeben, die Krim als Teil Russlands anerkennen und für sich selbst den Status eines neutralen, entmilitarisierten Landes akzeptieren müssen. Was um alles in der Welt war daran so schlimm? Und was um alles in der Welt hätte dabei die deutsche Interessen verletzt oder geschädigt?
Die Ukraine hätte zwei Provinzen und die Krim aufgeben und für sich selbst den Status eines neutralen, entmilitarisierten Landes akzeptieren müssen. Was um alles in der Welt war daran so schlimm?
Aber nein, spätestens als das alte und ermüdende Lied der unvergleichlichen deutschen historischen Schuld von den üblichen Verdächtigen in den USA angestimmt wurde und in Polen und anderen östlichen Gebieten widerhallte, wurde jegliches anfängliche Zögern fallengelassen, und die deutschen politischen Eliten sowie die Medien fügten sich schnell in die Reihe und demonstrierten oder enthüllten ihren Status als gehorsame und unterwürfige Schoßhündchen. Und die ganze Parade der Handlanger, Dummköpfe, Schurken, Narren, Schwindler und Betrüger wird von einigen deutschen Grünen angeführt. In deren Führungsriege sind womöglich die schlimmsten Charaktere zu finden, die es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg je an die politische Spitze geschafft haben – unwissend, unfertig, selbstverliebt, fanatisch, größenwahnsinnig – ja: hochgefährlich.
So wird Deutschland von Menschen geführt, die ihr Land auf einen Kurs der Deindustrialisierung und in ein antiintellektuelles Steinzeitalter führen wollen, allerdings auch in ein politisch korrektes, klima-, rassen-, ethno- und geschlechtsneutrales neues Zeitalter, eine Welt à la John Lennon, ohne Land, ohne Religion und ohne Eigentum. Und diese Leute werden von der Mehrheit der deutschen Öffentlichkeit als die beliebtesten politischen Führer angesehen. Was kann man zu alldem nur sagen? Ich für meinen Teil kann nur weinen.
Der Autor, Jahrgang 1949, ist Philosoph und Ökonom der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Der ef-Redaktionsbeirat war von 1986 bis 2008 Professor für Volkswirtschaftslehre an der University of Nevada in Las Vegas. Er ist Distinguished Fellow des Ludwig von Mises Institute in Auburn, Alabama und gründete im Mai 2006 die Property and Freedom Society (PFS).
Der folgende Artikel ist der von Robert Grözinger ins Deutsche übersetzte zweite Teil der Abschlussrede des Autors zum Jahrestreffen der PFS, gehalten am 18. September 2022 in Bodrum.
In ef 216 schrieb Hoppe zuletzt über „Das intellektuelle Erbe Hayeks (2): Roland Baader allein zuhause“.
Quelle: ef-magazin