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Windräder müssen weg

Norwegen

Rentiere statt Windkraft: 151 Windräder müssen weg

Windräder sind nicht unumstritten. Vogelschützer und Anwohner kämpfen regelmäßig gegen die Riesenrotoren. In Norwegen haben indigene Rentierzüchter nun einen gerichtlichen Erfolg erzielt. Ihre traditionelle Tierhaltung darf nicht gestört werden.

So mancher Windparkanwohner hierzulande wird dieser Tage wohl neidisch nach Norwegen schielen. Dort muss Europas größtes Windenergieprojekt teilweise einpacken – um die dort ansässige Nutztierhaltung zu schützen.

Die Kultur der Samen basiert seit Jahrtausenden auf der Rentierhaltung. (© imago images/Nature Picture Library)

Die Genehmigung und der Bau von zwei großen Windparks in Storheia und in Roan (Mittelnorwegen) seien widerrechtlich gewesen, entschied jetzt der Oberste Gerichtshof in Oslo.

Schutz indigener Gruppen und ihrer Traditionen

Bevor der eine oder andere Landwirt hierzulande zu träumen anfängt: So einfach ist die Sache nicht. Auch nicht in Norwegen.

Denn die landwirtschaftliche Tierhaltung, die das Gericht als so schützenswert einstuft, dass sie sie über die Windenergieerzeugung stellt, hat einen ganz entscheidenden Zusatzpunkt auf ihrer Seite: Geklagt hatte nämlich das indigene Volk der Samen, weil die Windräder ihre Rentiere verstören.

Die Kultur der Samen basiert seit Jahrtausenden auf Rentieren

Der Bau der Windkraftanlagen verstoße gegen den UN-Zivilpakt, argumentierten die Obersten Richter Norwegens. Nach diesem darf Angehörigen ethnischer Minderheiten nicht das Recht vorenthalten werden, gemeinsam mit anderen Angehörigen ihrer Gruppe das eigene kulturelle Leben zu pflegen (Artikel 27).

Die traditionelle Aufzucht, Haltung und Nutzung von Rentieren durch die Samen ordnet das Gericht als schützenswerte kulturelle Praxis ein. Immerhin halten die Samen seit Jahrtausenden Rentiere.

Nun verlangt das indigene Volk den Rückbau von 151 Windrädern auf den Weidegründen ihrer Rentiere. Durch das höchstrichterliche Urteil dürfte diese Forderung Erfolg haben.

Die Verlierer des Prozesses sitzen auch in Deutschland

Damit sticht indigener Ethnienschutz die Energiewende aus. Für andere Nutztierhalter – egal, ob in Norwegen oder sonstwo in Europa und ob mit oder ohne Rentiere – dürfte dieses Urteil keine Relevanz haben. Offiziell anerkannte indigene Minderheiten sind in Europa neben den Samen nur mehrere Volksgruppen auf dem Territorium der Russischen Förderation.

Trotzdem ist auch Deutschland vom norwegischen Urteil betroffen: Der Windpark in Roan wird von der Roan Vind betrieben. Und die gehört unter anderem den Stadtwerken München.

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