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Weder Klima noch Wetterbeeinflussung

Wir erinnern und alle noch an das jüngste Jahrhunderthochwasser im Ahrtal im Jahr 2021 mit über 100 Toten.

Viele der Toten sind auf das dilettantische bis böswillige Verhalten der Landesregierung zurückzuführen. Ministerin Spiegel (Grüne) wurde trotz ihres für andere tödlichen Versagens auf ein Minister-Pöstchen in Berlin gehoben, bevor sie zurücktreten mußte. Auch der Innenminister RLP trat nach Monaten dann auch endlich zurück, mischt aber weiterhin in der Politik mit. Ob er sich noch mehr Tote auf das Gewissen laden möchte? Oder hat er keins?

Zuletzt regte sich Jürgen Klein, AfD KH, zu recht über dieses schäbige Verhalten auf.

Nun gibt es haltlose Spekulationen über dieses Ereignis, aus allen Richtungen.

  • Die Aluhütchenträger, „Esotheriker“ und Schwurbler vermuten den Deep State hinter der Flut. Mit Hilfe der Wetterbeeinflussung (HAARP, Silberjodid, Trockeneis etc.) lassen sich nach Meinung dieser Leute sowohl riesige Regenwolken in den Himmel zaubern, als auch punktgenau abregnen.
  • Die Klimahysteriker glauben gar, daß der Mensch zu viel Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre exhaliert, so dass die Temperatur derselben ansteigt, mehr Wasser verdunstet und dadurch schlimmere Unwetter hervorgerufen werden.

Aber keine Sorge, wir konnten beide längst widerlegen: hier. Flutkatastrophen sind an der Ahr nichts ungewöhnliches und vergleichbare Ereignisse treten alle ca. 110 Jahre auf.

Jetzt kommen weitere interessante Informationen an die Öffentlichkeit, wir danken dem emeritierten Professor für Bodenkunde der Universität Trier Dietmar Schröder für seine Forschungen. Aber lesen sie selbst:

Großer Abschlussbericht

Forscher (83) warnte schon 2016 vor Ahrtal-Flut – erst jetzt bekommt er Recht

Zu seiner aktiven Forschungszeit war Dietmar Schröder ein Experte für Böden aller Art – und warnte wiederholt: Wenn wir nicht umsteuern, wird eine Flut dem Ahrtal buchstäblich den Boden wegreißen. Jetzt wurde Schröder als Experte für einen Abschlussbericht zur Ahrtal-Katastrophe befragt – und hat endlich Gehör gefunden.Rund zweieinhalb Jahre nach der Flut hat die Enquete-Kommission des Landes Rheinland-Pfalz am Montag ihre Vorlage für den Abschlussbericht der „Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge“ veröffentlicht. Nach 20 Sitzungen und der Anhörung von 60 Sachverständigen mit rund 1000 Seiten Stellungnahme waren sich die elf Mitglieder des Landtags und die sechs permanenten Sachverständigen einig: Der Katastrophen- und Hochwasserschutz für die Menschen an der Ahr muss gestärkt werden.Das 1000-Einwohner-Dorf Oedingen ist das beste Beispiel dafür, warum der Schutz so wichtig ist. Niemand käme im Garten des emeritierten Bodenkundlers Dietmar Schröder (83) auf die Idee, dass in diesem Ortsteil von Remagen, 215 Meter über dem Meeresspiegel, Dörfer überflutet werden könnten. Doch tatsächlich standen die 3000 Quadratmeter Garten und Weiden, die Schröder gehören, bereits 2016 unter Wasser.

„Das ist ein riesiges Gebiet“

Seit Jahrzehnten weist Schröder darauf hin, dass es an der Ahr und seinen vielen kleinen Nebenflüssen immer wieder zu „Hochfluten“ kommen wird, wie er es nennt. „Gegen den Starkregen kann man nichts machen“, sagt er im Gespräch mit FOCUS online Earth. Etwas machen könne man jedoch gegen die Folgen – und dazu müsse man die Ursachen kennen.

Die Folgen der verheerenden Flut im Juli 2021, glaubt Schröder daher, hatten ihren Grund nicht nur im Starkregen, sondern „im mangelhaften Hochwasserschutz.“ Bei den Niederschlägen müsse man das gesamte Wassereinzugsgebiet berücksichtigen, sagt Schröder. Und dazu gehört auch ein kleiner, zwölf Kilometer oberhalb der Ahr gelegener Ort wie Oedingen. Das Einzugsgebiet reiche von Schleiden bis nach Sinzig und erstrecke sich auf einer Fläche von 20-30 Kilometern rechts und links von der Ahr. „Das ist ein riesiges Gebiet“, sagt Schröder. Der Hochwasserschutz müsse hier oben beginnen, nicht erst im Tal, sagt Schröder. „Dort ist es zu spät.“

Entscheidend ist die Querpflanzung

Schröder, Sohn eines Mecklenburger Landwirts, war von 1980 bis 2006 Leiter der Bodenkunde an der Uni Trier. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zur Bodenrekultivierung im Tagebau, zu Problemen der Bodenverdichtung oder zum Zusammenhang von Erosionen und Hochwassergefahren. Ohne Mühe übersteigt der 83-jährige Professor die Koppeln in seinem Garten und kriecht unter hüfthohen Elektroweidezäunen durch, bis er zu Johannisbeer- und Stachelbeerplantagen kommt, die über hunderte von Metern in Reih und Glied stehen.Schon nach der Flut von 2016, als sein Grundstück überschwemmt war, habe er gewarnt: Die Erde werde mitgerissen, wenn die Bäume in der Reihe bergabwärts stehen. Der Bodenkundler forderte schon im Jahr 2019 im Bonner Generalanzeiger: „Die Landwirte müssen die Bäume quer pflanzen.“ Nur dann lasse sich die Erosion verhindern, die bei der jüngsten Flut im Juli 2021 viel Boden mitgerissen hat, der dann in die Ahr und den Rhein geschwemmt wurde – und so das Hochwasser verstärkt hat.Weniger pflügen, mehr begrünenZu FOCUS online Earth sagt Schröder, er sei sich bewusst, dass er sich bei den Landwirten mit dieser Forderung keine Freunde mache. Denn die müssten ihre Anbauformen von Mais, Rüben, Erdbeeren und Obst radikal verändern, was Investitionen und Arbeit bedeute. Von der Landwirtschaftskammer bekam er im März 2019 wenig Zustimmung: Zwar sei die „Erosion von landwirtschaftlich genutzten Böden gerade in Hanglagen ein Problem“, sagte der damalige Pressesprecher der Landwirtschaftskammer, die Landwirte könnten jedoch „nicht alles auffangen, was klimatisch aus dem Ruder läuft, beziehungsweise was andere falsch gemacht haben“. Bei einer Fahrt mit Schröder durch das Ahrtal im Jahr 2023 zeigt sich: Gegenüber 2019 ist bei den Anbauformen kaum etwas passiert.

Und die Querbewirtschaftung ist nur ein einziger Baustein eines effektiven Hochwasserschutzes, sagt Schröder. Zudem müsse der Boden weniger intensiv bearbeitet und langzeitig begrünt werden. Konkret: Die Landwirte müssten weniger pflügen, damit der Boden seine schützende Pflanzendecke behält und nicht vom Starkregen weggespült werden kann. Besonders wichtig seien Regenrückhaltebecken auch auf den Feldern. Das Landwirtschaftsministerium habe ihm in all den Jahren signalisiert, dass man seine Vorschläge unterstütze, sagt Schröder. „Aber sie haben sie weitgehend nicht umgesetzt.“ Den Hochwasserschutz an der Ahr bezeichnet Schröder daher als „ineffizient“.„Das ist ein Paradigmenwechsel“Nach der Katastrophe an der Ahr interessierte sich der Landtag jedoch für seine Thesen. Schröder war einer von 60 Experten bei den Anhörungen der rheinland-pfälzischen Enquete-Kommission „Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge“. Der Aufgabenkatalog für die Aufarbeitung der Flut im Juli 2021 mit 135 Toten, hunderten Verletzten, 9000 zerstörten Gebäuden, 3,8 Milliarden Euro Schäden allein im Ahrtal war gewaltig. Alles kam auf den Tisch: Schutz vor Extremwetterereignissen. Hochwasservorsorge. Verbesserung des Katastrophenschutzes. Eine dem Klimawandel angepasste Raum- und Flächennutzungsplanung. Der zügige Wiederaufbau. Und vor allem: Eine „bessere Vorsorge vor Gefahren für Leib und Leben sowie vor Sachschäden an privater und öffentlicher Infrastruktur“.Wie das funktionieren soll, dazu will die Kommission mit ihrem am Montag veröffentlichen Entwurf Handlungsanleitungen geben. Die Empfehlung ist, künftig „Hochwasservorsorge konsequent in Bauleit- und Flächenplanung zu berücksichtigen“, sagte Kommissionsvorsitzende Lea Heidbreder (Grüne) vorab zu FOCUS online Earth. Das bedeutet unter anderem: Das Wasser soll künftig in der Fläche stärker zurückgehalten werden. In den Wäldern sollen Entwässerungsgräben verschlossen werden. „Das ist ein Paradigmenwechsel“, sagt Heidbreder. Bislang habe man die Wälder „trockengelegt“, damit die Land- und Forstwirte die Böden besser bewirtschaften können. Jetzt soll das Wasser im Boden gehalten werden.

Ein weiterer wichtiger Vorschlag des Empfehlungskataloges, der aus sechs Kapiteln besteht, sind die „Querterrassierung“ und die Erosionsberatung: Die Weinbauern sollen ihre Reben nicht längs, sondern quer setzen, damit das Wasser nicht so schnell den Hang hinunterläuft. Die Kommission fordert eine Erosionsberatung für die Landwirte. „Wir wollen den Landwirten Handlungsempfehlungen an die Hand geben, mit denen sie den Humus-Gehalt erhöhen und ihr Land vor Erosion schützen können“, sagt Heidbreder.Vergeblich telefoniert, eine ganze Nacht langNeben den Maßnahmen zur Klimaanpassung spielt der Katastrophenschutz eine entscheidende Rolle. Ohne den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses vorgreifen zu wollen, der sich mit dem Katastrophenschutzmanagement im Juli 2021 beschäftigt, nennt Heidbreder die wichtigsten Neuerungen: Es soll eine 24/7-Rufbereitschaft geben. In Koblenz wird ein Lagezentrum eingerichtet. Es soll ein gekoppeltes Melde- und Warnsystem geben.Bittere Lehren aus dem Desaster: Damals hatten Flutbetroffene teilweise die ganze Nacht über vergeblich telefoniert, um Hilfe zu bekommen. Videos von Hubschrauberpiloten, die um kurz nach 21 Uhr am Flutabend das Ausmaß der Katastrophe zeigten, wurden nicht bearbeitet. Der damalige Landrat Jürgen Pföhler hatte erst um 23.15 Uhr den Katastrophenschutz ausgerufen, zu einer Zeit, als die meisten Menschen schon im Bett lagen. So kamen in der Nacht zwölf Menschen eines Behindertenwohnheims in Sinzig ums Leben, viele der 135 Todesfälle ereigneten erst spät am Abend und in der Nacht.

„So durfte es nicht weitergehen“

Extremwetterereignisse wie Starkregen und Dürre seien nicht zu vermeiden, sagt Heidbreder: „Sie können in den nächsten Jahren wieder auf das Ahrtal zukommen, aber auch andere Regionen treffen.“ Und der Bericht der Enquete-Kommission sei auch nur eine „Empfehlung“ an den Landtag. Dennoch ist sie mit den Ergebnissen der Arbeit „sehr zufrieden“, sagt die Kommissionsvorsitzende: „Wir haben in den zweieinhalb Jahren ein unheimliches Wissen angesammelt. Wir haben enorm kompetenten Input und wichtige Impulse bekommen. Über alle Fraktionsgrenzen hinweg haben wir die Lehren gezogen und uns für die Zukunft neu aufgestellt.“Einen Beitrag zu dem Wissensschatz hat auch der Bodenkundler Schröder geleistet. Er ist ebenfalls zufrieden, dass man endlich Ernst machen will mit dem Hochwasserschutz: „Es wird Zeit“, sagt er. „So durfte es nicht weitergehen.“ Ob die Empfehlungen der Enquete-Kommission angenommen werden, entscheidet sich am 30. Oktober. Dann treffen sich die Mitglieder zu einer Sondersitzung im Ahrtal – und stimmen über den eigenen Bericht ab.

Quelle


Further reading:

Grafik: Achim Gottschalk, allgrafics – Karte by Google
Leserbrief von Prof Dr. Dietmar Schröder

Link zum Artikel: https://www.aktiplan.de/staatsanwaltschaft-zum-sachstand-im-ermittlungsverfahren-ahrflut/

Leserbrief

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den ehemaligen Landrat und den Leiter der Technischen Einsatzleitung mit einem (nach eigenen Aussagen) nie dagewesenen Aufwand seit zwei Jahren wegen des Vorwurfes der fahrlässigen Tötung.
Doch beide Angeklagten sind für diese Problematik keine Experten und könnten es im Hauruckverfahren auch nicht werden. Und selbst ausgebildete Experten haben dieses Drama nicht vorhergesehen/vorhergesagt und nicht ansatzweise geahnt. Ebenso wenig die fluterprobten Anwohner, sonst wären sie geflüchtet. Denn Warnungen über ein extremes Hochwasser hat es gegeben. Möglicherweise hätte man bei funktionierender behördlicher Frühwarnung aber Menschen, Akten und Autos in Sicherheit bringen können. Darüber soll nun ein weiteres Gutachten Auskunft geben. Wer möchte in der Haut dieses Gutachters stecken, dem letztlich das Urteil (über zwei Sündenböcke???) übertragen wird von einer zögerlichen, unsicheren Staatsanwaltschaft. Wie aber kann man zwei „Fachfremde“ in Haftung nehmen, wenn Dutzende Fachkundige das Geschehen nicht prognostizieren konnten, wenn ein Systemversagen vorliegt??? Sicher aber ist:

Die entstandenen Sachschäden (30 Mrd. Euro) waren nicht mehr zu verhindern. Sie und die Todesfälle wären nur vermieden worden, wenn man, wenn die zuständigen Experten vorausschauend das getan hätten, was nötig gewesen wäre und mit jetziger Erfahrung künftig nötig ist/wird:

Die Rückhaltung der Abflüsse nach Starkregen durch die Land- und Forstwirtschaft.

Vom Autor wurde sie seit dem Moselhochwasser 1995 und den Starkregen 2010, 2013, 2016 und 2021 in der Ahrregion in unzähligen Beiträgen und Mahnungen gegenüber Verantwortungsträgern von Bürgermeistern bis Ministerpräsidenten und zuständigen Ministerien/Experten angemahnt – s. auch weitere Erläuterungen in der Online-Petition mit weiteren Bürgern: „Schutz des Ahrtales vor erneuten Fluten“.

Denn die fachkundigen Amtsträger, die die Problematik überblicken können, (sollten) und vorsorgende Schutz-Maßnahmen hätten veranlassen können/müssen, befinden sich in den Ministerien Landwirtschaft, Umwelt und Justiz (s. veraltetes Wasserhaushaltsgesetz) und in nachgeordneten Ämtern und Beratungs-und Versuchsstationen. Es wurde mehrfach angeregt, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die sich dieser Problematik (Rückhaltung auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen) widmet, damit das Wasser der Starkregen in Feld, Wald und Wiesen (Auen) zwischengespeichert wird.

Doch noch heute findet sich folgende fatalistische Position in Hochglanzbroschüren und vielen Aussagen: „Hochwasser sei nicht zu verhindern“. Falsch. Zumindest extreme Hochwässer sind zu verhindern, wenn der Abfluss überall bestmöglich zurückgehalten wird, wenn Zuflüsse die Ahr nicht überlasten. Und ebenso falsch war die Feststellung, Landwirte müssten die Entscheidungsfreiheit über die Bewirtschaftung behalten. (Im Straßenverkehr kann auch nicht jeder machen was er will).

Land- und Forstwirte sind vielmehr deshalb besonders gefordert, weil sie 80 % der Flächen bewirtschaften. Darüber hinaus sind es aber alle Bodeneigentümer. Zudem benötigen sie (und die Gesellschaft) den aufprallenden Regen für (zunehmende) Trockenphasen, Grundwasserneubildung und Verstetigung des Abflusses. Und Bewirtschafter müssen zum Schutz der Böden die Erosion und den Abfluss bestmöglich reduzieren. Die dazu erforderliche Umstellung der Bewirtschaftung ist also ohnehin geboten, muss aber durch Fördern und/oder Fordern unterstützt und durchgesetzt werden.

Wenn also (vornehmlich) Land- und Forstwirte „einen guten Job machen“, gute oder beste Praxis pflegen und dem maßgeblichen Grundsatz folgen:

Rückhaltung vor Durchleitung

können alle übrigen Schützer, Wiederaufbauer und die sonstigen Betroffenen ruhig schlafen. Dann haben Meteorologen, Hydrologen, Ingenieure, Planer, Juristen, Verwaltungsfachleute und andere Experten nur noch wenig zu tun. In einer Priorisierungsliste haben also Landwirte ganz oben zu stehen.

Wird nun aber wieder aufgebaut, ohne für gebührende Rückhaltung zu sorgen (wie derzeit), bleibt die Ahrregion bedroht, denn es fließt bisher nicht weniger Wasser durchs Ahrtal – nicht einmal in den meisten Köpfen/grundlegenden großräumigen Plänen – soweit es sie zwei Jahre nach der Katastrophe überhaupt schon gibt. Kleine lokale (bisherige) Durchleitungsmaßnahmen zu Unterliegern beheben die Gefahren für die Region nicht.

Der SWR vom 8.7.2023 : „Unsinniger Wiederaufbau? Die geplante Beseitigung von Brücken und anderen Engstellen kann die Strömungsgeschwindigkeit und damit das Schadenspotential sogar noch erhöhen. In naher oder ferner Zukunft muss die Staatsanwaltschaft dann wieder nach Verantwortlichen/Schuldigen suchen – vor allem in einschlägigen Ministerien, sofern die nicht rasch eine effiziente Rückhaltung organisieren.

Nicht in nachgelagerten Ebenen der Administration liegen die großen Versäumnisse, sondern in den oberen Etagen. Die Ministerien müssen – vor allem die der Land- und Forstwirtschaft – die Richtlinien zur angemessenen Bewirtschaftung vorgeben, damit zum Schutz der Bewirtschafter selbst und zum Schutz der Gesellschaft das Wasser des gesamten Einzugsgebietes nicht ungebremst in das (zu) enge Ahrtal (und andere Täler) fließt, sondern an Ort und Stelle bestmöglich zurückgehalten wird.

Daran, an der Rückhaltung hat es gefehlt. Dadurch sind die großen Schäden entstanden und sind Menschen umgekommen. Daraus sind die entsprechenden Lehren für die Zukunft zu ziehen. Wir können die Veränderungen des Klimas nicht kurzfristig abwenden. Wir können uns aber anpassen und die zu erwartenden Folgen/Schäden deutlich mindern.

Rückhaltung ist die Schlüsselaufgabe für jedermann (Jedermannspflicht), insbesondere für die Bodenbewirtschafter, Experten und Verantwortlichen, für die Planer und Gutachter. Damit aber nicht wieder ein „Systemversagen“ eintritt, hätten viele sachkundige Experten und Betroffene (sie verfügen über einen großen Erfahrungsschatz) angehört werden müssen oder müssen es noch. Dadurch kann künftig Vorsorge und nicht weiterhin Krisenbewältigung das Geschehen dominieren. Erst dann können Geschädigte sich in der Ahrregion sicher fühlen und guten Gewissens wieder aufbauen.

Es besteht allerdings die Gefahr, dass wieder nach technischen Lösungen gegriffen wird.

FAZ 9.7.2023. Wiederaufbau im Ahrtal: „Lebenshaus statt Todesfalle. Die (neuen) Gebäude sollen der nächsten Flut standhalten“. Sie sollen dort errichtet werden, wo die bisherigen zerstört wurden. Genau das ist ein TEURER TECHNOKRATISCHER IRRWEG – wenn nicht zuvor die gebührende Rückhaltung organisiert wird.

Die Phalanx der Techniker, Architekten, Hydrologen, Wasserbauer, Planer usw. sollte erarbeiten, wieviel Wasser zurückgehalten werden muss, damit die Bach- und Flusstäler der Ahrregion nicht überfrachtet werden. Danach müssen sie gemeinsam mit Land- und Forstwirten und allen übrigen Landeignern festlegen, wo und wie das Wasser effizient/kostengünstig/umweltverträglich zurückgehalten werden kann. Und die Administration hat die Voraussetzungen für die Durchsetzung zu schaffen.

Diese Maßnahmen der Rückhaltung sind ohnehin zum Boden-, Wasser-, Klima-, Infrastrukturschutz usw. und zur Anpassung an die veränderten Klimaverhältnisse erforderlich, hätten also längst begonnen werden müssen, sind aber nun unerlässlich und sollten die augenblicklichen Planungen nicht nur beflügeln, sondern beherrschen.

Die Verantwortlichen mutieren zu Verantwortungslosen, wenn sie den Wiederaufbau ohne die angemahnte Rückhaltung organisieren. Der Bürger, dem immer wieder der Selbstschutz abverlangt wird, kann den Zufluss von Außengebietswasser nicht abwehren. Und auch nicht der Kommunalpolitiker. Das zu veranlassen, die großräumige Rückhaltung, liegt im Verantwortungsbereich der übergeordneten öffentlichen Hand – letztlich der Ministerpräsidentin. Wenn sie nicht ihre Ministerien und Fachbehörden strikt anweist, diese komplexen Aufgaben prioritär zu bearbeiten (und Berichterstattung einfordert), dümpelt der Wiederaufbau noch lange trostlos und vor allem risikoreich und entmutigend vor sich her.

Prof Dr. Dietmar Schröder, Remagen
Grafik: Archiv Gottschalk


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